Drucken

18.07.2011
Toscana Congress Center, Gmunden

ORF-Aufnahme (10)
In Kooperation mit den Salzkammergut Festwochen Gmunden (11)
Mit freundlicher Unterstützung des Italienischen Kulturinstituts Wien

Dave Douglas: trumpet (USA)
Enrico Rava: trumpet (I)
Avishai Cohen: trumpet (IL)
Uri Caine: piano (USA)
Linda Oh: bass (MAL)
Clarence Penn: drums (USA)

Trompetengipfel in Gmunden
Hinter dem etwas seltsamen Bandnamen „Tea for 3“ versteckt sich eine internationale Allstarband mit drei Trompetern der absoluten Weltklasse. Am Montag gastierte das Sextett unter der Leitung des New Yorkers Dave Douglas bei den Salzkammergut Festwochen Gmunden im gut besuchten Toscana Congress.
Neben Dave Douglas bliesen der stets elegant phrasierende italienische Altmeister Enrico Rava und der israelische Jungstar Avishai Cohen die Trompeten, drei Musiker aus drei Generationen mit faszinierender, höchst individueller Stilistik.
Die Stücke stammen meist aus der Feder des Dave Douglas, sind ebenso abwechslungsreich, wie fein komponiert und lassen diesen Jazz-Könnern viel Spielraum für eigensinniges Improvisieren. Erst zum fünften Mal stehen sie in dieser Konstellation auf der Bühne und agieren, als würden sie seit Jahren nichts anderes tun. Höchste Sicherheit vermitteln sie im Unisono, da klingen die drei wie eine einzige mächtige Trompete. Ebenso höchste Virtuosität der sich aneinander reibenden Läufe.
Manchmal kommt schon der Drang zum sportlichen Wettstreit durch, ganz nach dem Motto „schneller, höher und stärker“. Diese Ausflüge sind aber immer wieder ein wenig mit Ironie versetzt. Und wenn dann nach dem überschäumenden Blechgewitter die aus Malaysia stammende Bassistin Linda Oh ein ganz schlichtes, leise und überaus fein swingendes Bass-Solo intoniert, strahlt das vor Herzlichkeit und berührt ungemein.
Auch der „Rest“ des Rhythmustrios spielt überaus formidabel. Allen voran Pianist Uri Caine, der als Solist sowohl mit leichter Hand als auch mit mächtig donnernden Akkorden überzeugt.
Als Begleiter hält er die Band in einer wunderbar schwebenden Balance, fängt die wild herumschwirrenden Bläser immer wieder ein.
Zweieinhalb intensive Stunden begeisterten, keine Minute zu lang, kein Trompeter zu viel, Jubel des Publikums.
Zum Nachhören auf Ö1
Tipp: Wer das Konzert versäumt hat, Ö1 hat aufzeichnet. Am 3. Oktober um 19.30 Uhr in „on stage“ ist der Auftritt des kongenialen Sextett „Tea for 3“ nochmals zu erleben.
Christoph Haunschmid: Oberoesterreichische Nachrichten - 20. Juli 2011


Drei Trompeter und ein ewiger Ohrwurm
Dave Douglas, Enrico Rava und Avishai Cohen mit „Tea for Three“
Der Song „Tea for Two“ ist ein Ohrwurm. Nicht irgendeiner, sondern einer der hartnäckigsten der Musikgeschichte. Vincent Youmans und Irving Caesar haben ihn 1925 für dad Musical „No, no Nanette“ komponiert. Von Doris Day bis zu den Mambo All Stars haben ihn ungezählte Interpreten zu einem der meist gespielten Evergreens gemacht.
Zeitgenössische Jazzmusiker, die etwas auf ihre Innovationskraft geben, machen um Evergreens gern einen Bogen. Wozu Abgedroschenes spielen, wenn man Neues ausprobieren kann? Wenn die Musiker Dave Douglas, Enrico Rava und Avishai Cohen heißen, schließt aber das eine das andere nicht aus. Die drei Trompeter sind seit kurzem in einer neuen Band miteinander auf Tour: „Tea for Three“ nennt sich die Formation mit Pianist Uri Caine, Bassistin Linda Oh und Drummer Clarence Penn. Bei den Festwochen Gmunden gab es am Montag eine vorerst rare Gelegenheit, sie live zu hören: Nach ersten Auftritten Rotterdam, Rom und San Sebastian gaben Douglas Cohen und Rava in Gmunden ihr Österreich-Debüt – und nahmen die Sache mit dem Evergreen mit Humor: „Kennen Sie den Song ,Tea for Two‘?“, fragte Douglas: „Wir haben 50 Prozent mehr“. Bei so viel Energie-Reserven war es dann auch kein Problem, den Ohrwurm nach allen Regeln der Kunst zu sezieren und nach eigenen Vorstellungen neu zusammenzusetzen: Der experimentierfreudige Dave Douglas brillierte als Solist mit Witz, Avishai Cohen mit Rasanz und der Ex-Avantgardist Enrico Rava mit gelassener Virtuosität.
Wie bei den „Drei Tenören“ muss man sich das Projekt nicht vorstellen: Statt alte Hits durchzuschütteln, hat Douglas die meisten Stücke neu komponiert.
Mit drei Trompetern ist dennoch die Gefahr gegeben, dass der sportliche Ehrgeiz über die Idee des gemeinsamen Musizierens siegt. Bei „Tea for Three“ war trotz Solosprints von Wettkampf nichts zu spüren. Lieber wurde andächtig den Soli der anderen gelauscht – bei denen auch Caine mit konstant starkem Spiel brillierte. Das fein abgestimmte Spiel der Band verlieh der Musik jene sanfte aber nachhaltig energetisierende Wirkung, die auch grünem Tee attestiert wird. Douglas hat dem „Green Tea“ sogar einen eigenen Song komponiert. Wer weiß, vielleicht wird er einmal ein Evergreen?
Clemens Panagl: Salzburger Nachrichten - 20. Juli 2011

Fest für drei Trompeten
Ein Jazzsextett weltmeisterlichen Formats in der Gmundner Toscana: als "Tea for 3" kreuzten drei Trompeter ihre Linien. Artenreich an Zitaten ist die solistische Imagination von Dave Douglas. Der Triestiner Enrico Rava bringt mit strahlendem Ton melodienträchtige Italianita ein. Ziemlich neu die hellklare Transparenz des Israeli Avishai Cohen. Dieser Trompeten-Grandezza unterlegt der visionäre Pianist Uri Caine provokante Fantasien. Immer mehr im Gespräch ist die Malaiin Linda Oh mit ihrem maskulin gezogenen Bass.Clarence Penns Schlagzeug pusht die Novität zur Hochspannung.
Peter Baumann: Kronenzeitung - 20. Juli 2011

Emilian Tantana und seine Jazzfreunde haben die richtige Auswahl getroffen.
In Kooperation mit den Salzkammergut Festwochen Gmunden luden sie am 18. Juli sechs erstklassige Künstler ins Toscana Kongress Center ein
Dabei ist es Tantana gelungen, das italienische Kulturinstitut Wien für drei Veranstaltungen im Sommer an seine Seite zu ziehen. Auch den ORF brachte er ein zweites Mal heuer zu Jazzkonzerten ins Salzkammergut. Eine Erfolgsstory, die ohne die hervorragende Musikqualität der neugegründeten Formation „TEA FOR 3“ und das begeisterte Publikum im fast vollen Toscana Saal nicht möglich gewesen wäre. Gmunden war für die Musiker der einzige Zwischenstopp in der Alpenrepublik im Rahmen einer Europatournee.
„Die Gruppe heißt TEA FOR 3, weil es zwei großartige Trompeter gibt und einer ist Ok!“, begrüßte Dave Douglas das Publikum. Die Frage war, wer von den drei Trompetern: Enrico Rava (Italien), Dave Douglas (USA) oder Avishai Cohen (Israel) in Bestform war? Denn nicht nur musikalisch, sondern auch verbal, führte Douglas mit Virtuosität und viel Witz durch den Abend. Großartig war auch die andere Hälfte der Gruppe. In den Händen des Pianisten Uri Caine (USA) erkannte man sofort die solide klassische Basis eines Weltstars der Tastenkunst. Die Kontrabassistin Linda Oh (Malaysia), die einzige Dame in der Gruppe, setze eine gefühlsechte Linie der Perfektion und Expressivität durch. Auch der Percussionist Clarence Penn (USA) überzeugte mit Rhythmus.
Gespielt hat „TEA FOR 3“ eigene Kompositionen und Arrangements, die einen dynamischen, zeitgenössischen Jazz mit ausdrucksstarken Melodien, manchmal voller Dissonanz, darstellten. Der Jazzabend war ein besonderes Erlebnis des virtuosen und kraftvollen Musizierens. Das Konzert wird am 3. Oktober von Ö1 um 19:30 in „On Stage“ ausgestrahlt.
Yuliya Atzmanstorfer - 21. Juli 2011