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19.07.2005
Stadttheater - Gmunden

Kooperation mit den Festwochen Gmunden (2)


Marshall Allen: altosax, flute (USA)
Art Jenkins: vocals (USA)
Yahya Abdul Majid: tenorsax (USA)
Reynold Scott: altosax (USA)
Charles Davis: baritonsax (USA)
Fred Adams: trumpet (USA)
Adriene Davis: trombone (USA)
Francis Middletone: guitar (USA)
Kash Killion: bass (USA)
Elson Nascimento: percussion (USA)
Dom Juarez: percussion (USA)

Das Sun Ra Arkestra eröffnete die Jazzreihe der Festwochen Gmunden: Mit Originalität und Vitalität erspielte es überfüllten Stadttheater tosenden Applaus. Schrill gellen Marshall Allens (81) Altsax-Clusters über bluesige Riffs. In der Band sitzen keine großen Solisten, aber ein brennendes Feuer lodert aus Körpern und Seelen. Es lässt die zwölf Mann in rauschhaftzen Disharmonien und herber Zärtlichkeit schwelgen. Alles ist erlaubt in diesem irrwitzigen Kollektiv.
Peter Baumann: Neue Krone Zeitung - 21.08.2005

Ein rhythmisches Feuerwerk
und warme Saxophonklänge - das Sun Ra Arkestra bei den Gmundner Festwochen
1993 verließ Herman Blount alias Sun Ra die Erde als Zwischenstation und kehrte zu seinem Heimatplaneten Saturn zurück. Zurück ließ er eine eingespielte Band mit Musikern, die zum Teil Jahrzehnte seine Reise durchs Universum begleiteten. Seit damals leitet der mittlerweile in den 80ern stehende Altsaxophonist Marshall Allen das Arkestra mit starker Hand und großer Autorität, eigentlich ja ein Widerspruch zum freien Konzept des Sun Ra. Auf ihrem Trip schauten die 12 bei den Festwochen in Gmunden vorbei.
Provokant ist die Musik schon lang nicht mehr, Ra musste sich ja zeit seines Lebens den Vorwurf der Scharlatanerie gefallen lassen. Eher eine Mixtur aus bluesorientierten Klängen mit Freejazzeinsprengseln und einer naiven Massage, die beinahe parodistisch wirkt. Vieles hat den Charakter einer Jamsession, der Blues als Fluchtkategorie, die immer funktioniert und das Zerbröseln des Gesamtklangs verhindert. Die Freude mit der musiziert wird ist allerdings ständig spürbar und erleichtert das Überhören mancher mangelnder Präzision der älteren Herren. Die Perkussionsabteilung entfacht ein rhythmisches Feuerwerk, Orientalisches inklusive, und der Saxophonsatz ist exquisit besetzt. Die beiden Tenoristen Abdul Majid und Reynold Scott stehen für Eleganz und Abgeklärtheit, Altist Allen spielt nach wie vor mit beinah jugendlich rebellischem Gestus. Vor allem aber Charles Davies am Bariton: Er hält mit langen Basslinien die Band zusammen und verfügt über einen Ton, der an langen Winterabenden ganze Zinskasernen erwärmen könnte. So wird das Ganze eine angenehme, sympathische Show, mit einem Hauch von Sentiment und Nostalgie.
Christoph Haunschmid: Oberösterreichische Nachrichten - 21.07.2005