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17.06.2004
PKS - Villa Rothstein, Bad Ischl

Simone Kopmajer: voice
Gerhard Berger: reeds
Christian Wegscheider: piano
Alexander Mike: bass
Philipp Kopmajer: drums

Jugend als jazz-musikalisches Erfolgsrezept
Simone Kopmajer verzückte mit ihrem Auftritt in der PKS Villa schlichtweg das Publikum
Die Jazzfreunde Bad Ischl scheinen in ihrem Jubiläumsjahr die Geschmacks- und Wohlfühlnerven des Ischler Publikums im Moment mit ihrer Konzertprogrammierung voll zu treffen. Das Match Fußball gegen Jazz konnte der Veranstalter jedenfalls für sich entscheiden. Zum Konzert der jungen Vokalistin war auf jeden Fall der Parkplatz vor der wunderbaren „location“ in Kaltenbach fast voll. Die Buffetplatten bogen sich vor lauter Köstlichkeiten, das Bier war wunderbar gekühlt und der gepflegte Plauderton störte keineswegs den 2 – teiligen Vortrag von Kopmajer mit ihrem Quintett. Und in der gegenwärtigen Epoche der gehoben – gefälligen vokalen Verlockungen zwischen den großen Abräumerinnen Norah Jones und der smarten und hübschen Diana Krall liefert also auch das steirische Salzkammergut über den Umweg New York eine Menge Trend Nachschub. Der Weg von BA nach NY City scheint also musikalisch gesehen nicht weit, es wird sozusagen kaum musikalisches Kerosin verbraucht. Die junge Dame im „kleinen Schwarzen“ tritt mit jugendlicher Unverfrorenheit und dem Vertrauen auf ihr Können an die auditive Öffentlichkeit und präsentierte sich mit Erfolg als Teil der singenden Retrogemeinde. Das Repertoire besteht großteils aus Standards der langen Jazzgeschichte und reichte von Alan Jay Lerner (My fair Lady) bis zum Altmeister des orchestralen Sounds Bert Kaempfert. So prägen die ganz großen Melodien ihren Auftritt im dezenten und charmanten Ambiente der PKS Villa. Die musikalischen Begleiter Christian Wegscheider (piano), Alexander Meik (bass) und der „kleine Bruder“ Philipp Kopmajer (drums) und als Extra – Gast am Saxofon Gerhard Berger gaben ihr dabei die notwendige „Rückendeckung“. Ein Instrument beherrschte allerdings den netten Abend, die Stimme. Die junge Dame war in den schnell vergangenen Stunden nicht zuletzt dank ihrer manchmal eleganten, manchmal rauen, aber immer souveränen Stimme, in Richtung Sonne, Mond, Sterne und viel Sehnsucht unterwegs. Das Programm schien unbedingt den „Nerv“ des Publikums zu treffen, daher ganz, ganz großer Schlussapplaus und dringende Zugabenforderungen.
Roland Holzwarth - Bad Ischler Rundschau 23.6.2004

JAZZ: Simone Kopmajer überzeugt im 5er
Feurig und ausgereift
Dass das zarte Pflänzchen Jazz auch abseits der Metropolen gedeiht, dafür sorgen engagierte Veranstalter wie der Verein der Jazzfreunde Bad Ischl, der heuer sein 25-jähriges Jubiläum feiert. Als zusätzlicher Schauplatz für seine Konzerte steht dem Verein die PKS Villa zur Verfügung. Das Jugendstilhaus ist eine skurrile Mischung aus Freilichtmuseum, Salon und Weihestätte für den viel diskutierten Grün-Pionier und Wasserguru Viktor Schauberger. Donnerstagabend gastierte dort das Quintett der 23-jährigen Sängerin Simone Koptmajer. Ihr Zugang zum Jazzgesang ist traditionell, beinah konservativ, ihre Ikone unüberhörbar die große Ella Fitzgerald. Die fünf covern das American Songbook. So wird aus Glenn Millers Moonlight Serenade ein flockiger Samba und aus "Wouldn't it be lovely" ein feuriger Funksong. Koptmajers Stimme ist technisch sehr ausgereift, sie intoniert bombensicher, scattet dynamisch und mit Humor. Ihr Bruder Philipp bedient das Schlagwerk sicher und vorantreibend, Bassist Alexander Mike spielt virtuos und soliert ideenreich. Der Tiroler Pianist Christian Wegscheider steuert spannende Arrangements bei und improvisiert abgeklärt und souverän. Eine gelungene Talentprobe.
Christoph Haunschmid - Oberösterreichischen Nachrichten 19.06.2004