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30.10.1996
Kurhaus - Bad Ischl


Bob Berg: Sax (USA)
David Kikoski: Klavier (CA/USA)
Ed Howard: Baß (USA)
Gary Novak: Schlagzeug (USA)

Der Klassiker neue Kleider - entstaubt und renoviert
In klassischer Jazzquarettbesetzung tobten sich Bob Berg und seine Kollegen an Stücken aus, die plötzlich wieder wie neu wirkten
Allen Grund zur Zufriedenheit konnten die "Jazzfreunde" mit dem Auftritt des Bob Berg Quartetts am Mittwoch haben.
Denn das Gestspiel des klassischen Jazzvierers war neben einem Konzert in Wien der einzige in ganz Österreich. Selbst wer mit Jazz oder traditionellen Piano-Schlagzeug-Bass-Saxophon-Besetzung nicht viel afangen kann, durfte aufgrund der musikalischen Herkunft der Musiker höchstes Niveau erwarten. Bandleader Bob Berg selbst war eine zeitlang Weggefährte von Miles Davis und Schlagzeuger Gary Novak Mitglied der Chick Cirea Band.
Ein im Programm zitierter Ausspruch von Pianist David Kikoski - mit einem Abschluß am renommierten Berklee College versehen -stand wie eine Eintragung ins Stammbuch über dem langen Konzertabend: "Man muß die Traditionen studieren und kennen, aber dann auch Sachen spielen, die vorher noch nicht gespielt worden sind".

Am Schnittpunkt von Tradition und Innovation
Und der Schnittpunkt zwischen Tradition und Innovation war gleichzeitig auch der Mittelpunkt des Programmes. Denn wo die Band Klassiker, wie etwa eine Gerschwinn-Balade, oder halbe Klassiker, wie Kompositionen von Chick Corea, aufgriff, wehte ein frischer Wind durch Altbekanntes. Mit ungehemmter Spielfreude und technischen Fähigkeiten ausgestattet, die praktizierende Musiker im Publikum nach einem Halt tasten ließen, gelangen Bob Berg und seinen Kollegen Momente, in denen nichts mehr unmöglich schien.
Vor allem David Kikoski am Piano und Schlagzeuger Gary Novak stachelten sich zu immer neuen Gipfelpunkten und waghalsigen Breaks auf, denen zuhören zu können eine reine freude war.
Bob berg selbst überließ seinen Mitspielern sehr viel Raum, den vor allem der Schlagzeuger freudig nutzte - es blieb Bassist Ed Howard vorbehalten, dem Detailreichtum und den zahllosen Takt- und Teilwechseln Rückendeckung zu geben.
Und dennoch stand die pure technische Brillanz nie störend vor der Musik.
Gerade bei den subtilen und leisen Passagen zeigte das Quartett seine Fähigkeit, in jeder Sekunde für Atmosphäre und Gefühl sorgen zu können.
Der Applaus nach den Soli war schon ab der zweite Nummer frenetisch, wodurch die Band noch einmal an Intensität zusetzte und so für einen Konzertabend sorgte, der wohl noch lange in bester Erinnerungen bleiben wird.
Josef  H. Handlechner - Bad Ischler StadtZeitung / Salzkammergut Zeitung