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05.04.1984
Kurhaus - Theatersaal, Bad Ischl

Heinz Sauer: Tenor & Soprano Saxophone (D)
Bob Degen: Piano (USA)
Manfred Bündl: Bass (D)

Thomas Cremer: drums (D)

Konzert der Gegensätze
Wenn man davon ausgeht, daß der Kurhaussaal zum Bersten leer war, war das Konzert des Heinz-Sauer-Quartetts in Bad Ischl sicher ein schlechtes. Nur etwa 70 Anhänger dieser Musik fühlten sich von den diversen Ankündigungen angesprochen – eine Zahl, die weder ausreichte, um die Kosten zu decken, noch um die nötige Stimmung während des Konzertes zu erzeugen. So wurde es eine Veranstaltung der Gegensätze: Großer Einsatz der Organisatoren – wenig Anerkennung, sehr gute Musik – wenig Reaktion und Stimmung. Kann man bei all den negativen Erscheinungen auch positive Ansätze erkennen? Man kann! Vor allem, wenn man sich – genau wie die Musiker – nicht auf das Publikum, sondern auf die Musik konzentrierte.
Der etwas ruhigere Anfang, in dem vor allem Stücke von Duke Ellington und Billy Streyborn gespielt wurden, gab der Gruppe Gelegenheit, sich auf die neu Umgebung und den neuen Bassisten (Manfred Bründl) einzustellen. Doch nach und nach entfalteten sich Heinz Sauer (sax), Bob Degen (p), Thomas Cremer (dr) und Manfred Bründl. Sauer, bekannt durch sein intensives, kraft- und gefühlvolles Spiel, blies all seine Gefühle durch das Horn.
Ganz in diese vertieft und durch nichts abgelenkt, konnte man die große Ehrlichkeit sich und dem Publikum gegenüber erkennen. Bob Degen, der Ruhepol zu Sauers Spiel, beeindruckte vor allem durch seine subtile, technisch perfekte Vortragsweise. Der Mann aus Boston den in erster Linie an Harmonien. Er tut dies auf seine Art, sehr frei und eigenständig, und schafft weite Bezüge, ohne das Thema zu vergewaltigen. Gerade der Kontrast dieser beiden Persönlichkeiten macht die Musik so spannungsgeladen. Die Verbindung dieser beiden Elemente schafft nicht zuletzt der Drummer Thomas Cremer, immer bemüht, sowohl die Rauheit Sauers als auch die Freiheit Degens in sich aufzunehmen, zu verbinden und zu verstärken. Darüber hinaus ist Cremer ein durchaus ebenbürtiger Partner und beweist speziell in seinen Soli sein Können. Die Veranstaltung hätte verdient, wenn sich die Gegensätze nur auf die Spielweise der Musiker bezogen hätte.
A. SAVEL – SALZKAMMERGUT ZEITUNG - 12. APRIL 1984