18.08.2011
Lehártheater - Bad Ischl

In Kooperation mit den Salzkammergut Festwochen Gmunden (12)
Mit freundlicher Unterstützung des Italiensichen Kulturinstituts Wien

Gianluigi Trovesi: reeds (I)
Massimo Greco: trumpet (I)
Roberto Cecchetto: guitar (I)
Marco Micheli: doublebass (I)
Vittorio Marinoni: drums (I)

"Trovesi-Quintet" im Lehár-Theater
Enormes Feingefühl
"The titles are not so important." Mit diesem Satz leitete der Klarinettist Gianluigi trovesi den Jazzabend seines Quintetts im Lehártheater Bad Isch ein - und machte damit eines von Beginn an klar: Wenn das "Trovesi Quintet" spielt, dann erlebt man auch Improvisationskunst auf allerhöchstem Niveau

Neben Trovesi besteht die Formation aus Roberto Cechetto (Gitarre), Marco Micheli (Kontrabass) und dem experimentierfreudigen Vittorio Marinoni (Schlagzeug). Am Anfang fiel jedoch vor allem der Trompeter Massimo Greco auf. Trovesi und Greco spielten mit den Rollen, die ihnen ihre Instrumente auferlegten - Trovesi auf der Klarinette als der "Vernüftige", der den "Rebell" Greco zur Vernunft bringen will, und dann am Ende selbst einer wird. Ein extrem amüsantes musikalisches Schauspiel. Im Zusammenspiel und den Solis bewies das Quintett besonders gegen Ende des Konzertes enormes Feingefühl und musste dann selbst über so manches "Erschaffene" schmünzeln.
Johann Wahlmüller - Kronenzeitung, 20.08.2011
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Gianluigi Trovesi in Bad Ischl
Der heitere Jazzer
Die »Festwochen Gmunden«, die sich inzwischen »Salzkammergut Festwochen« nennen und eben im oberösterreichischen Teil des Salzkammerguts, in der schmucken Kleinstadt am Traunsee beheimatet sind, gehören schon seit Jahren zu den bedeutenderen kulturellen Angeboten, mit denen die Region im Sommer lockt. Just am Kaisergeburtstag begab sich das Festival ins nahe Bad Ischl, wo Franz Joseph die Sommerfrische zu verbringen pflegte und sich die Herrschaften mit der vorstehenden Unterlippe alljährlich treffen, um ihren toten Ahnherren mit einem Gottesdienst und einem weltlichen Empfang in der Kaiservilla zu feiern.
Der Kaiser, den die Festwochen Gmunden nach Bad Ischl brachten, ins Lehár-Filmtheater, wo man früher Operetten sehen konnte, kam aus Italien und ist ein Kaiser des europäischen Jazz. Seit langem beweist Gianluigi Trovesi mit wechselnden Partnern, dass Jazz eingängig, tänzerisch, ja witzig sein kann, ohne trivial zu werden. Dass er ein Virtuose auf der Klarinette und dem Saxophon ist, liefert nur die Voraussetzung. Das Besondere ist die Leichtigkeit und Spielfreude, mit der Trovesi diverse Einflüsse von Klezmer und Filmmusik bis zum Schlager verarbeitet. Als sensationell wurden seine Einspielungen mit dem Akkordeonisten Gianni Coscia rezipiert.
Diesmal klangen diverse Folkloren an, lateinamerikanische, osteuropäische, schottische, italienische, doch auch der Bebop hatte seinen Platz in diesem Konzert. Auch eine eigenwillige Version eines Hits des Modern Jazz Quartet, John Lewis' Django war zu hören. Trovesi erzählt mit Musik Geschichten – etwa über das Erkalten einer romantischen Liebe. Zur Seite steht ihm in seinem aktuellen Quintett der großartige Trompeter Massimo Greco. Trovesi und Greco werfen einander die Bälle zu. Dieser nimmt eine Phrase auf, die jener ihm vorgibt, verwandelt sie, antwortet ihr mit einer Gegenmelodie. Das passiert so uneitel, so spielerisch, dass man im Publikum den Eindruck gewinnt, die Musiker bräuchten gar keine Zuhörer, es reichte ihnen die Freude an der Sache.
Ergänzt werden Trovesi und Greco durch den soliden, in seinen Möglichkeiten allerdings begrenzten Gitarristen Roberto Cecchetto, den Bassisten Marco Micheli und den Schlagzeuger Vittorio Marinoni, dem zu Recht reichlich Gelegenheit für ausgedehnte Soli gegeben wird.
Thomas Rothschield: kulturmagazin - 20. August 2011

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Jazz als Gute-Laune - Musik mit heiterer Note
Irgendwie macht jedes Konzert mit Gianluigi Trovesi Laune. Dabei hat der 66-jährige Jazz-Altmeister aus Italien keine tollen Spässchen auf Lager. Im Gegenteil, er spricht kein Deutsch, und sein Englisch ist auch nicht gerade druckreif. Die Kollegen sind jedenfalls keine Stimmungskanonen. Gitarrist Roberto Cechetto schaut am liebsten auf seine Schuhspitzen, Schalgzeuger Vittorio Marinoni wäre in jeden Film die Topbesetzung für den griesgrämigen Mafioso. Nein, es ist die Musik, die diese Truppe macht. Gute-Laune-Musik, gespielt in volksmusikantischer Art, bei der jeder auf jeden hört, jeder Freude hat an dem, was der andere macht, und im fröhlichen Wechselspiel improvisierend antwortet.
Bester Jazz also, den das Quinett Donnerstagabend beim letzten Jazz-Konzert der "Salzkammergut-Festwochen" im Lehár-Theater Bad Ischl bot. Trovesi hat's immer noch drauf, egal ob mit dem Altsax oder der tiefen Klarinette. Irgendwann macht er sich den Spaß, seinen Trompeter Massimo Greco mit einem irrwitzig schnellen Stück samt komplzierten Phrasen zum Duell zu fordern. Wer kriegt die 32stel- und 64stel-Noten besser hin? Signor Trovesi gewinnt, und lacht spitzbübisch. Aber natürlich geht es an diesem Abend nicht um Tempo. Trovesi ist sowieso ein Melodiker vor dem Herrn. Solch schöne, eingängige und berührende Linien kann kaum ein anderer Jazzer spielen. Oft blitzt die melancholisch angehauchte Volksmusik Italiens durch. E-Gitarrist Cechetto legt mit raffinierten Riffs einen modernen Tepich dazu. Als Zugabe schließlich ein witziges Musikantenstücklein in Moll. Dann lachen alle, auch Schlagzeuger Marinoni. Eine sympathische Truppe. Und verdammt gut.
Josef Gebetsroither - Neues Volksblatt, 20.08.2011
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Die Melodie ist wunderschön, weil ich sie geschrieben habe“
Diese Phrase steht ihm gut. An ihr ist nichts übertrieben. Denn Gianluigi Trovesi ist ein großer Meister der feinen Melodien. Showeffekte und Bühnensensationen interessieren ihn nicht. Dafür begeistert der italienische Klarinettist, Saxofonist und Komponist mit seltsamer Musikalität. Ihre Merkmale sind die ästhetische Wahrnehmung, das intensive Empfinden und die künstlerische Reife.
Gianluigi Trovesi gastierte am 18. August mit seinem Quintett im Rahmen der Salzkammergut Festwochen Gmunden und auf Einladung der „Jazzfreunde“ Bad Ischl. Ein vielfältiges Programm sorgte für tolle Stimmung im gutbesuchen Lehartheater. Trompeter und Flügelhornist Massimo Greco setzte explosive Akzente in den instrumentalen Dialogen mit Trovesi. Vittorio Marinoni am Schlagzeug überzeugte stets in der rhythmischen Begleitung und lieferte schöne Percussion-Soli. Gitarrist Roberto Cecchetto und Bassist Marco Micheli ergänzten den kompakten Klang. Das Quintett war perfekt aufeinander abgestimmt.
Die musikalische Reise führte von den orientalen Ornamenten in „Dancing From East“, über die schönen Melodien des mediteranen Kulturraums in „Canzoncina“ und „Gargantella“ bis zur Marschrhythmik von „Scotch“. Das vielleicht lustigste Stück des Abends „Hercab“, hörte sich in etwa so an wie fröhlicher Hot Jazz eines Begräbnisumzugs in New Orleans.
„Die Melodie ist wunderschön, weil ich sie geschrieben habe“ erzählte Trovesi über die Zugabe. „Das Stück ist einem Freund gewidmet, der eine traurige Liebesgeschichte hatte“, setze er fort. Nun wurde das Traurige hier wieder lustig. Das schöne Thema entwickelte sich und variierte bis sie sich mit der neuen Liebe wiederholte! „Unser Freund war vier Mal verheiratet. Wir werden um zwei in der Nacht enden“, lachte Trovesi. Das Publikum wäre geblieben.
Mag. Yuliya Atzmanstorfer
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Triumph für die Jazzfreunde mit einem Riesen – Jazz – Event
Gratulation und Thanx – denn nur durch Eurer Engagement und Mut konnten wir hören – Gianluigi Trovesi und sein 5TET.
Kommunikation und Kooperation zahlen sich doch immer wieder aus – nur durch das Zusammenwirken mit den Gmundner Festwochen kam dieser ganz Große des zeitgenössischen Jazz zu uns in die Berge des Salzkammergutes. Und es hat sich ausbezahlt – finanziell hoffentlich, aber musikalisch brachte dieses wunderbare Jazzkonzert 100ige Rendite. Es ist schon gut, wenn Leute dieser Qualität zu uns „gelots“ werden.
Souveränität von Trovesi, aber auch von allen Mitgliedern seines Ensembles. Stilsicheres Musizieren auf allen Ebenen – so verschmilzt europäisch angehauchter Jazz mit der musikalischen Dimension der italienischen Folklore. Großartiges Solieren wie es sich im Jazz gehört – aber auch kongeniales Zusammenspiel zwischen den Akteuren. Vor allem die großartige Kooperation zwischen den beiden Bläsern Trovesi und seinem wunderbaren Mitstreiter Masssimo Greco an der Trompete brachte nicht nur mich zum Erstaunen und blieb lange in den Gehörgängen.
Das Lehartheater „erstrahlte“ in neuem alten Glanz. Der Sound war makellos und das Licht verstärkte die großartige musikalische Performance.
Bleibt nur noch zu schreiben – weiter so – Jazzfreunde! Avanti, avanti, – oder auf gut Deutsch – bringt uns auch im kommenden Herbst den Jazz in unsere Lande.
Roland Holzwarth
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Gianluigi Trovesi: Jazzkonzert, Lehartheater, Bad Ischl
Italienischer Jazz, leicht schaumgebremst
Zweifellos ist Gian Luigi Trovesi eine der wesentlichsten Gestalten des europäischen Jazz. Immer wieder hat der 1944 geborene italienische Saxofonist und Klarinettist Impulse gesetzt, hat traditionelle Tänze seiner Heimat in den Jazz integriert und so seine Sounds unverwechselbar und einzigartig gemacht. In den letzten Jahren zog sich Trovesi in ruhigere musikalische Gefilde zurück und spielte sehr schöne Aufnahmen vor allem mit dem Akkordeonspieler Gianni Coscia und dem Pianisten Umberto Petrin ein. Bei den Salzkammergut Festwochen Gmunden präsentierte er im Bad Ischler Lehartheater wieder einmal ein „echtes“ Jazzquintett mit Trompete, Gitarre, Bass und Schlagzeug, eigentlich beste Voraussetzungen für einen energiegeladenen, schwungvollen Musikgenuss. Aber irgendwie passte das Gefüge von Anbeginn an nicht wirklich.
Natürlich hat Trovesi einen wunderbar bittersüßen Ton auf der Klarinette, er phrasiert auch auf dem Altsax ganz trefflich, und Trompeter Massimo Greco lässt sein Können durchaus aufblitzen. Insgesamt wirkt die Band aber steif und ein wenig verkrampft. Die Rhythmiker sind bestenfalls solide Begleiter und kaum kreative Mitgestalter.
Nach der Pause kommt das Ganze besser ins Laufen, als würden sich die fünf ein wenig freispielen. Die Kommunikation wird kooperativer und offener, der Funke springt zumindest ein bisschen auf das Publikum über. Es hat schon Trovesi-Konzerte gegeben, da haben die Leute auf den Tischen getanzt und jubelnd Zugaben erbettelt. Diesmal war es nicht so.
(haun) - Oberösterreichische Nachrichten, 18.08.2011
  • TrovesiQuintet_1_RolandHolzwarth
  • TrovesiQuintet_2_RolandHolzwarth
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