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25.09.2003
PKS - Villa Rothstein, Bad Ischl

Johnny Schütten: piano (A)
David Gazarov: piano (AZ/D)
Markus Brandl: piano (A)
Clemens Vögler: piano (A)
Alexander Meik: bass (A)
Robert Kainar: drums (A)

Große Klavierspielereien in edlem Ambiente
Der Jazz-Abend der "88 Tasten" brachte die erwartete tolle Bestandsaufnahme des Pianospiels - und das in einem ganz tollen Konzertraum

Die Jazzfreunde scheinen neben dem "Attwenger" eine zweite ganz famose Konzert - zu finden. Im mit Edelholz soundtechnisch best ausgestatteten Konzertraum der ehrwürdigen PKS - Villa erstrahlten am vergangenen Donnerstag die Klavierakkorde auf dem "Bösendorfer" wie reine Soundperlen. Ganz tolle Akustik, wie wenn die Vorfahren des "Hausherrn" Jörg Schauberger, Viktor und Dipl.Ing. Walter Schauberger das so beabsichtigt hätten. An diesem Abend gastierten unter dem "Eibaum" 4 Pianisten und 2 Rhythmiker und servierten eine musikalische Zeitreise von den frühen 20iger Jahren bis in die große Ära des Bebop. Als Gastgeber konnte Pianist Johnny Schütten 2 Boogie Helden aus dem Salzkammergut, Clemens Vögler und Markus Brandl begrüßen. Als "Ehrengast" wurde der Pianist David Gazarov aus dem benachbarten München mit viel Applaus empfangen. Die beiden Rhythmiker Alex Meik am Kontrabass und Robert Kainar am Schlagzeug blieben den ganzen kurzweiligen Abend gleich und legten mit solidem Bass und Drum -Fundament den "roten Faden" durch die Welt des Boogie und Jazz Pianos. Clemens Vögler und Markus Brandl bestätigten mir ihren Sets den Ruf das Salzkammerguts als kleine Boogie Hochburg. Viele der von den beiden vorgetragenen Titeln entpuppten sich rasch als heiße Klavierstomper zwischen Boogie und Blues Tradition. Johnny Schütten, geboren in St. Wolfgang, pendelt mittlerweile zwischen dem Wolfgang See und dem New Yorker Hudson River hin und her. In seinem Part unmittelbar nach der Pause ebnet er mit seinem fulminanten und klassisch geschulten Pianospiel den Weg zum Jazzaspekt an diesem Abend. Der "Mann in Schwarz" präsentiert sich gut aufgelegt als Meister des Blues- und Stride - Pianos und konnte vor allem durch seine "coolen" Balladeninterpretationen überzeugen. Der ganz große Hammer an diesem Abend war für mich gänzlich unerwartet der Auftritt von David Gazarov. Bei jedem seiner Akkorde merkt man ihm die harte klassische Schule an. Perfektion auf allen Ebenen des Pianospiels ist die Folge. Er hat das Zeugs zum Piano - "Wizard", so fegt er mit großer Souveränität über die schwarz - weißen Tasten. Bei den vielen Standards zeigt er allerdings bei den "Mellow mood" Passagen die ganze Größe seines Könnens. Bei Klassikern wie "7 steps to Heaven" waren wir alle in der Rothstein Villa dem Jazz - Himmel schon ziemlich nahe. In Summe war es ein netter Piano Abend, bei dem die Schranken zwischen Boogie und Jazz rasch gefallen sind. Man konnte keine großen Modernisierer bei der Arbeit beobachten. Aber stattdessen große Bewahrer und Restaurateure des "alten Schätze".
Roland Holzwarth - Bad Ischler Rundschau 01.10.2003