30.10.2002
Lehar Filmtheater, Bad Ischl

Larry Coryell: g (USA)
Mark Egan: b (USA)
Paul Wertico: dms (USA)

Der Gitarrengroßmeister aus Texas begeisterte mit seinem neuen Trio im Ischler Lehartheater durch fulminantes Saitenspiel und jeder Menge Charme.
Jazzgeschichte wird lebendig - mit Larry Coryell
Eines vorweg, es ist schon ein etwas seltsames Gefühl, mit Musikern die Zeiten zu durchschreiten und sozusagen an Lebensweisheit zu gewinnen. Die Floskel vom älter werden kann ich im Zusammenhang mit dem Auftritt von Larry Coryell, Paul Wertico und Mark Egan kaum vermeiden. Der Mann hat seit den 70 igern unsere (meine) damals noch jugendliche Sehnsucht nach instrumenteller Rasanz gemeinsam mit anderen flinken "Fingeren" mehr als zufrieden gestellt. "Gitarrenspeed thrills" würde man heute flott dazu schreiben. Im Strudel mit seinen damaligen Mitstreitern Al Di Meola, John McLaughlin und anderen liebäugelte Coyell gekonnt mit Rocktendenzen und öffnete vermutlich nicht nur meine Ohren für das ganz große Ding jener Zeit - den Jazz Rock. Diese Richtung verstand sich damals als Speerspitze des musikalischen Fortschritts. Wenig später später nannte gescheite Leute das ganze schlicht Fusion - Music. Und Larry Coryell war einer von den Fusion Fossilien. Die Liste seiner Mitstreiter füllte "damals" Plattenregale und vor allem Jazz- Lexika. In den Folgejahren wurde es im allgemeinen still um diese großen "Helden", zu verlockend waren die edlen Landsitze und die feinen Appartments. Wie man bei Coryell aber gerne zur Kenntnis nimmt, haben selbst angegraute Jazzer den Live Virus im Blut. Im Fall von Larry Coryell in der Tat für uns Ischler ein echte Glücksache. Man packe seine halbakustische Jazzgitarre gemeinsam mit der "Glampfen" in die vorbereiteten Koffer, nehme mit zwei anderen wohlbekannten Jazzroutiniers Kontakt auf, und fertig ist das fulminante neue Larry Coryell Trio. Und dieses präsentierte sich am vergangenen Mittwoch als unglaublich angenehme Kombination aus 3 echten "Alleskönnern". Man spielt einfach über 2 1/2 Stunden lang Jazz verschiedener Spielarten, man blickt in das Land der Standards von Ellington bis Monk, man verarbeitet solo oder im Duo Jugenderinnerungen an die Beatles ("songs from the childhood") und man sucht und findet einfach die richtige Chemie im Sinne von "Rhapsody and Blues". Keiner von dem Dreier muß sich etwas beweißen, zu groß ist auch das Renomee von Bassist Mark Egan und Drummer Paul Wertico. So besticht in allen Momenten des Konzertes die dichte Kommunikation zwischen den beteiligten Musikern. Die vielzitierten musikalischen Stile verschmelzen, mit der Zeit ging es nur mehr um den Klang der Instrumente, um die großen Persönlichkeiten auf der Bühne und um das wichtigste überhaupt die Musik. Jazz (Über)lebensmittel aus der edlen Feinkostabteilung und ein wahrer Ohrenschmaus. Viel Nostalgie und gleichzeitig ein starker Blick in die Musikzukunft.
Roland Holzwarth - Bad Ischler Rundschau; Nummer 45; 07.11.2002
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Eine vorzügliche Leistung des ...
Gitarrist Larry Coryell war einer der ersten, der die expressive Rock-Stilistik in den Jazz einbrachte. Nun war er im Stadttheater Bad Ischl als Musiker zu erleben, der sich von stilistischen Grenzen gelöst hat und mit zeitloser Meisterschaft - im Trio - begeisterte. Heute spielt Coryell Swing-Standards, Monk-Themen und Ellington-Evergreens. Das Trio schwelgt, fein arrangiert, in der harmonischen Vielfalt der gespielten Titel, umspielt sich lustvoll in bildreicher Solistik.
CT © 2002-11-03 by "NEUE KRONEN ZEITUNG"

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