13.03.1998
Trauungssaal - Bad Goisern

Volker Schlott: reeds (D)
Henning Schmiedt: piano (D)
Uli Moritz: percussion (D)

  • VolkerSchlott_PAmagieRA_RolandHolzwarth

Musikalische Schäfchenwölkchen
Das deutsche Trio "Pamagiera" hat die Zuhörer in ihre spezielle musikalischen Welten entführt und viele entsprechend verzaubert

Wieder einmal der Trauungssaal der Gemeinde, wieder einmal ein vielsagendes Lächeln der Kassierin beim Abzählen der verkauften Eintrittskarten und doch eine gute Vorstellung der Musiker aus der Formation "Pamagiera" aus dem fernen Berlin.
Vom Jazz waren wir oft Lichtjahre entfernt. Vielmehr konnte ich Reminiszenzen an die deutsche Liedkultur des letzten Jahrhunderts und Querverweise auf Jahrmarkt- und Zirkusmusiken entdecken. Der Beginn des Konzerts war sofort samtig weich, das Sopranosax von Vorker Schlott verzauberte sogleich meine Ohren. Gleich zu Beginn stimmungsvolle Melodienseligkeit. Darauf baute sich die Grundhaltung des Bandvortrages auf - positives musikalisches Denken.
Die Kompositionen entstammen überwiegend der Feder von Pianisten Hening Schmiedt. Seine Stücke hatten für mich durchaus einen inetressanten strukturellen Aufbau, sehr verspiel, verschiedene Stile zitierend und sehr beruhigend. Sein Klavierspiel hingegen war mir gelegentlich doch etwas gekünstelt und zaudernd. Uli Moritz ist Drumer und Percussionist in einer Person. Seine Rhythmusversuchanordnung war unorthodox und gerade dadurch effiziente Triebfeder des Ganzen, allerdings ihne die Gruppe zu Hueleien und Schlampereien anzuspornen. Handdrumming beherrscht er ebenso wie das richtige Handling der Schlagzeugssticks.
Man Mann des Tages war allerding Volker Schlott. Sein Spiel mit dem viel zu selten gehörten Sopranosaxophon war überzeugend und mitreißend. Sein Ton war weich, fast faserschmeichelnd. Seine Soli so verspielt wie an diesem Abend notwendig tänzelnd, auffordernd und dann wieder tranquillierend. Ein Ohrenschmaus und die richtige Therapie für blanke Nervenkostüme.
Für mich war er der Stützpfeiler der Gruppenkonzeption. Nur so konnte "Pamagiera" ihre Sichtweise der musikalischen Welt vor uns ausbreiten: ein Rummelplatz der Ilusionen und vor allem der Emotionen. manche Sequenz des Konzertes hätte auch den großen italienischen Romantiker und Filmkomponisten Ennio Morricone gut zu Gesicht gestanden. Die Herren aus dem fernen Berlin waren sehr ästhetisch unterwegs, manchmal auch fast zu ausgeruht und zu entspannt.
Musik ist für mich eben immer wieder ein Drahtseilakt. An diesem Abend fehlte mir manchmal die Distanz zum Hintergrundplätschern eines Esoterikseminars. Alles in allem: naturfasermusik für gestreßte Insider, auch das hat seine Existenzberechtigung.
Roland Holzwarth: BISZ – 20.02.1998
  • PAmagieRA