Drucken

02.02.1996
Festsaal, Bad Goisern

Barbara Dennerlein: Hammondorgel (D)
Steve McKenna: Gitarre (AUS)
Guido May: Schlagzeug (D)

Swing mit Schwung
Barbara Dennerlein demonstrierte in Bad Goisern erfolgreiche Nischenbesetzung: Gefühlvolle Adaptionen für die im Jazz rare Hammond-Orgel
Einmal mehr reagierten die Bad Ischler „Jazzfreunde“ auf das Fehlen einer adäquaten Örtlichkeit zu Hause und übersiedelten ein Konzert nach Bad Goiseren. Das und die Wahl der Künstlerin erwiesen sich als Glücksgriff, den das Publikum durch mengen- wie stimmungsmäßigen Zuspruch honorierte.
An Anlässen zur Begeisterung herrschte aber auch kein Mangel. Zum einen hatte Dennerlein mit Guido May am Schlagzeug und dem Australier Steve McKenna zwei versierte und vor allem zum leicht exzentrischen Hammond-Sound harmonierende Begleiter ausgewählt. Zum anderen verstand es die Allrounderin, die mit Friedrich Gulda auch schon Ausflüge auf das klassische Parkett unternommen hat, technische Virtuosität und sensible Arrangements in transparente Kompositionen einfließen zu lassen. Der von der Spielfreude des Trios auf der Bühne geschlagene Funke sprang schon mit der ersten Nummer – ein Stück von Duke Ellington - auf die Zuhörer über.
Als Komponistin setzt Dennerlein auf packende Latin- und Blues-Variationen. Gerade im Blues wechselte sie effektvoll von der Orgel auf Piano-Sounds aus dem Synthesizer. In träumerischen Latin-Stücken kam das große Klangspektrum ihres Instruments voll zur Geltung. Und nicht zuletzt war es der Charme der Musiker, der den Abend zum heftig akklamierten Ereignis werden ließ.
Florian Sedmak - OBERÖSTERREICH NACHRICHTEN, 05.02.1996


Ungewöhnlicher Jazz-Sound und gefällige Kompositionen
Barbara Dennerlein besetzte eine Nische im Jazz, indem sie die Hammondorgel in denselben einführte. Zum ungewöhnlichen Sound gesellten sich gefällige Komponisten
Der Name „Hammond“ evoziert in der Regel Assoziationen mit „Deep Purple“ oder den „Doors“. Im Jazz fällt das Instrument, das den Hardrock der siebziger Jahre entscheidend prägte, doch eher in die Kategorie Extravaganzen. Beim „Jazzfreunde“ – Abend im Goiserer Vereinssaal bewies Barbara Dennerlein am Freitagabend jedoch, dass der gewichtige Klassiker aus der Tastenabteilung auch im Bebop oder Swing für frische Klänge sorgen kann. Begleitet vom Australier Steve McKenna an der Gitarre und Guido May am Schlagzeug eröffnete die Münchnerin mit Duke Ellingtons „ I begin to see the light“ und führte das vielköpfige Publikum behutsam in ihre Klangwelt ein.
Voluminös und rauchig
Schon zu Beginn des Konzertes zeigte sich, dass Dennerlein mit der Triobesetzung einen Volltreffer gelandet hatte. Gerade bei den Bluesstücken waren Gitarre und Schlagzeug die richtige Ergänzung zu den wuchtigen Orgelklängen. Die Basspedale an der Orgel als Bassist mitgerechnet verfügte Dennerlein über eine Standardbesetzung, die bei den kompositorisch doch konventionellen Bluesnummern voll zur Geltung kam. Der Wechsel von der Hammondorgel auf Piano sounds aus dem Synthesizer machte etwa einen swingenden Blues zum Vexierbild zwischen „Green Onions“-Feeling und Honkytonk-Pianostimmung.
Dennerlein präsentierte in Goisern vor allem Eigenkompositionen, die durch die Bank transparent und greifbar waren und in anderer Instrumentierung wahrscheinlich platt gewirkt hätten. Dank der gelungenen Arrangements und der meisterlichen Beherrschung aller Facetten des Orgelspiels bekamen die Stücke aber ein neues Klanggewand. Guido May erwies sich als in diversen Stilen sattelfester Begleiter, der seine Akzente manchmal drastisch setzte. Steve McKenna brillierte vor allem bei den komplizierten Akkordbegleitungen und setzte in den Soli auf Rasanz und Effekt. Besonderen Applaus ernteten die Bass-Soli der Bandleaderin, die optisch an eine komplizierte Steptanzeinlage erinnerten. Latin-orientierte Stücke, in denen Dennerlein über wenige Akkorde weite Klangräume öffnete, ergänzten das Swing- und Bluesprogramm.
Florian Sedmak - BISZ. - 8. FEBRUAR 1996