30.03.1996
Pfarrsaal - Pfandl/Bad Ischl

Marty Ehrlich: Sopran- und Altsaxophon, Klarinette, Flöte (USA)
Erik Friedlander : Cello (USA)
Mark Helias: Bass (USA)

Neue Jazz-Wege öffnen
Marty Ehrlich ist ein Musiker, der mit selbstbewusstem Künstlertum dem Jazz neue Wege öffnet. Mit dem „Dark Wood Ensemble“ gelingt ihm eine eindrucksvolle Beziehung zwischen Jazz und moderner Komposition. Die Jazzfreunde Bad Ischl brachten diese kammermusikalische Spezialität in den Pfarrsaal Pfandl
Das Trio ist neben Ehrlich (Klarinette, Bassklarinette und Flöten) mit Erik Friedlander (Cello) und Marc Helias (Bass) besetzt. Ehrlichs Kompositionen sind von lyrischer Zartheit, dennoch dynamisch bewegt. In ihrer phantasievollen Schönheit könnten sie in jedem zeitgenössischen Konzert bestehen. Der Jazzimpetus kommt von der Melodischen Plastizität und den rhythmischen Spannungen, die von den kunstsinnig integrierten Improvisationen aller ausgehen. Das beherrschende Element dieser ergreifenden Musik ist das Gefühlswärme vermittelnde Kolorit der meist in den unteren Lagen gespielten Klarinetten und der tiefen Saitentöne.
CHRIS THOMMARK - KRONENZEITUNG - 4. APRIL 1996
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Ehrlicher Jazz – Marty Ehrlichs „Dark Wood Ensemble“
Die Jazzfreunde setzten auf dunkles Holz: Klarinette, Cello, Bass
„Manchmal hilft mir der Ton der Klarinette, die Vibrationen seines dunklen Holzes, einen Platz zu erreichen, der mir am expressivsten erscheint unter all den Instrumenten, die ich spiele“ – sagt Marty Ehrlich. Was er noch spielt? Sopran- und Altsaxophon und Flöte. Aber das ist nicht so wichtig, geht’s doch mehr darum, wie er spielt: Multi- musikalisch, könnte man sagen. 1978 war er von Missouri nach New York gekommen, und die Auseinandersetzung mit verschiedensten zeitgenössischen Strömungen hat Berührungsängste gar nicht erst aufkommen lassen.
Das Gastspiel in Bad Ischl – von den Jazzfreunden eingefädelt – ließ gar nicht erst Zweifel an den Ambitionen seines „Dark Wood Ensemble“ aufkommen, auch wenn die Optik (und die dichte, das Publikum einklammernde Atmosphäre) zunächst an Kammermusik klassischer Prägung gemahnte: Marty Ehrlich an der Klarinette, Erik Friedlander am Cello und Mark Helias am Bass – das ist nicht unbedingt die jazztypische Triobesetzung. Ein Grund zur Skepsis also? Keineswegs. Das dunkle Holz rutsch – wie nicht anders zu erwarten – bei Ehrlich und seinen Partnern niemals ins „Picksüße-Hölzl“-Genre, es bleibt auf dem Boden der ebenso herzlichen wie manchmal herben Direktheit musikalischer Ansprache. Vordergründige Anbiederung hat keinen Platz bei Ehrlich – genauso wenig wie beim Bassisten Helias - und Friedlander, dessen Instrument, das Cello, keineswegs nur in den lyrischen Passagen zur Geltung kommt. Mag es auch schwer sein, sich als Exote im Jazz-Instrumentarium durch setzen zu müssen, es ist ein reizvolles Experiment, das wesentlicher Bestandteil der unverwechselbaren „Dark Wood“-Note ist.
Die Jazzfreunde haben mit diesem Konzert ihr Frühjahrsprogramm abgeschlossen.
Josef H. Handlechner - BISZ. - 4. APRL 1996