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18. bis 21.08 1994
Bad Goisern

Wolfgang Muthspiel: Gitarre (A)
Rick Margitza: Saxophone (USA)
Larry Grenadier: Bass (USA)
Billy Hart: Drums (USA)


Jazz kann auch erlernt werden und verlangt viel Konzentration
Vier Musiker von Weltgeltung führten in die hohe Schule des Jazz ein
Der Herausforderung „Modern Jazz“ stellten sich heuer erstmals die im klassischen Bereich etablierten „Internationalen Meisterkurse Bad Goisern“. Für deren künstlerischen Leiter, Mag. Peter Brugger, ist Jazz die bedeutendste Zeitkunst in diesem Jahrhundert, weil hier Musik aus den verschiedensten Kulturen in kreativer Weise zu humanem Ausdruck verarbeitet wird.
Zirka 25 Musiker aus Wien, Vorarlberg, Deutschland, Slowenien und Rumänien waren gekommen, um sich von anerkannten Musikern dieser Szene neue Impulse für ihre musikalische Laufbahn zu holen.
Peter Brugger konnte mit dem Gitarristen Wolfgang Muthspiel (Welt Tour mit Gary Burton, Jazzproduktionen in der Wiener Staatsoper), dem Bassisten Larry Grenadier (Aufnahmen mit Art Farmer, John Griffin, Joe Henderson u.a. und zur Zeit einer der gefragtesten Bassisten in New York), Rick Margitza, dem Saxophonisten von Miles Davis, und der Schlagzeuger –Legende Billy Hart (Herbie Hancock, Jimma Smith) etc. ein in Österreich sicher einzigartiges Seminar anbieten.
Mit dankenswerter Unterstützung der Sparkasse und Raika Bad Goisern, durch das Stephaneum und durch die Marktgemeinde Bad Goisern konnte in deren Veranstaltungsräumen zu den „Bankstunden“ durch die aktuelle Jazzlandschaft flaniert werden.
Dabei zeigte sich, dass vor allem in dieser Musik die landläufige Meinung von einem „einfachen“ freien Improvisieren absurd ist, denn nur durch äußerste Konzentration, beinhartes Training im rhythmischen Bereich sowie außergewöhnlicher musikalischer Begabung kann man Erfolg haben. Vor allem in den Ensemblestunden wurde deshalb auch hart am künstlerischen Ausdruck gearbeitet. Zur Abrundung des Seminarangebotes gab es aber auch noch pädagogische Vorträge über Übungspraktiken und Gehörbildung.
Zwei spannende Sessions im Gasthaus Pötchenkehre und im Stephaneum rundeten das Programm ab, leider musste das Dozentenkonzert „Jazz contemporary“ aus technischen Gründen vom Marktplatzt in das Gemeindeamt verlegt werden. Überhaupt hatte die Organisation (Reinhold Unterberger) neben schönen Erfolgen auch mit zahlreichen Hürden zu kämpfen, zumal derart prominente Musiker die Strukturen von größeren Städten gewohnt sind.
Den Höhepunkt bildete das trotz der gewaltigen Konkurrenz durch das Ischler Stadtfest ausgezeichnet besuchte Dozentenkonzert, der Saal war voll und Muthspiel, Margitza, Grenadier und Billy Hart hatten zwar noch nie in dieser Zusammensetzung gespielt, dennoch zeigten sie in eindrucksvoller Weise, welche Rolle jedes einzelne Instrument in einem Ensemble einnimmt und was „zusammenspielen“ eigentlich bedeutet. Es war offensichtlich, wie sich die Stimmen gegenseitig anregten und ergänzten, so dass die Improvisationen in brillanten Höhepunkten kumulierten. Das Studentenkonzert am darauffolgenden Abend konnte diese Perfektion naturgemäß zwar nicht erreichen, aber die jungen Musiker bewiesen dabei, dass sie einen Schritt weiter in das verwirrende Labyrinth des Jazz eingedrungen sind.
A.SAVEL - BISZ – 25.AUGUST.1994
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Jazzer im Training
Für 26 Studenten aus vielen europäischen Ländern war bei den International Masters Courses in Bad Goisern Gelegenheit zu einem Jazz-Workshop mit Top-Musikern. Der „Kulturkreis Inneres Salzkammergut“ bot mit den „Jazzfreunden Bad Ischl“ Trainings, eine Jam Session und ein Lehrer-Konzert
Die überwiegenden Gitarren führten bei der Session zu konfrontationsreichen Duos. Der wilde Jazzgeist war zwischen überlegt formulierender und stürmisch explodierender Musik gefordert. Das Konzert des Lehrerquartetts im bestens geeigneten Rathaussaal stand unter der Ausstrahlung des Österreichers Wolfgang Muthspiel. Die intellektuell sensible, jedoch mit zwingender Motorik ausgestattete Musik bestätigte die Weltgeltung des Gitarristen.
Faszinierend, wie der Tenorsaxophonist Rick Margitza aus emotionaler Zurückhaltung Spannung aufbaut. Beispielhaft die dynamische Feinabstimmung der beiden mit dem vorzüglichen Larry Grenadier am Bass und dem Schlagzeuger Billy Hart. Er ist ein Meister an den Besen und der Basstrommel.
CHRIS THOMMARK - KRONENZEITUNG – 26.AUGUST 1994