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09.03.1982
Kurhaus - Theatersaal, Bad Ischl


Philip Catherine: guitars (B)
Charlie Mariano: soprano & bamboo flute (USA)
Nicolas Fiszman: guitar & electric bass (B)
Trilok Gurtu: percussion, cymbals & tabla (IND)


Hinreißende Fusionsversuche
Das Philip Catherine Quartet spielte in Bad Ischl
Mit dem auf längere Sicht in Österreich einzigen Auftritt des Philip Catherine Quartets machten am Dienstag vergangener Woche die Jazzfreunde Bad Ischl von sich reden. Aber nicht nur für dieses Engagement muß man den Veranstaltern ein Kompliment machen, ihren Bemühungen überhaupt, Jazz populär und verständlich zu machen und dieser Art von Musik Attribute einer bloßen Selbstdarstellung oder einer in unserer Kultur ohnedies fremden Spielerei für elitär-intellektuelle Gruppen zu nehmen, verdienen Anerkennung. Die Jazzfreunde suchen den Kontakt zu Schulen, wo sie die Lehrer dazu bewegen, Konzerte im Musikunterricht vorzubereiten und sie bieten, unterstützt von der Sparkasse und anderen Sponsoren, mit Gutscheinaktionen und Preisausschreiben einem breiten Publikum und speziell der Jugend immer wieder Anreize.
Soweit ein paar Worte an die Macher hinter den Kulissen, die zwar mit dem Auftritt des belgischen Gitarristen direkt nichts zu tun haben – aber die Jazzfreunde haben sich ein Schulterklopfen verdient.
Catherine gewann Anfang der siebziger Jahre an Bekanntheit, als er Mitglied der Luc Posty Experience wurde, dann musizierte er mit vielen verschiedenen, zumeist europäischen Formationen, immer wieder mit seinem Freund Charlie Mariano, mit der auch in Bad Ischl auf der Bühne stand. Die hervorragenden Eigenschaften des Gitarristen sind seine Vielseitigkeit, seine durchaus romantische Ader und seine Unkompliziertheit und Bescheidenheit beim Musizieren im Verband.
Marianos meditativ klares Sopransaxophon sowie seine Einlagen auf der Querflöte, der Bambusflöte und einer südindischen Oboenart, dem Naqaswaram, und die riesige, durch seine Erfahrung und auf der klassischen Tabla begründeten Palette von Rhythmen des Percussionisten Trilok Gurtu aus Bombay gaben dem Quartett von Anfang ein gewisses fernöstliches Gepräge. Dennoch konnte man gerade an diesem Abend erleben, wie sich Jazz, ja in einer einzigen Nummer, musikalische Traditionen, die von Indien bis Brasilien reichen, treffen können, verschmelzen können.
Manche Passagen waren nach meinem Geschmack doch etwas zu abrupt nebeneinandergesetzt; beschauliche, schwebende, die der ungemein kreative Inder mit Percussion-Instrumenten schuf, und im Klang, im Tempo oft recht harte der noch dazu gelegentlich elektronisch verstärkten Gitarren. Der zweite Gitarrist, Catherines Schüler Nicole Fiszmann, gab am Baß und auf der Gitarre einen soliden Begleiter ab, der, von einigen Unebenheiten abgesehen, auch solistisch gefällig hervortrat.
Den mehreren hundert Besuchern bedeutete der Abend sichtlich einen Ohrenschmaus, denn sie erklatschten sich begeistert zwei Zugaben.
JOSEF AIGNER – SALZKAMMERGUT ZEITUNG - 18. MÄRZ 1982