15.10.1982
Kurhaus - Theatersaal, Bad Ischl


Alphonse Mouzon: Schlagzeug (USA)
Bob Etoll: Guitar (USA)

Byron Miller: Baß (USA)

  • AlphonseMouzon_JosefKranabitl

Ein Schlagzeuger der Extraklasse
Die „Alphonse Mouzon Jazz Group“ gastierte in Bad Ischl
Eine kleine Sensation war den Jazzfreunden Bad Ischl mit dem Engagement der Alphonse Mouzon Jazz Group gelungen, die am Freitag der Vorwoche vor einem recht gutgelaunten Publikum im Kurhaus gastierte. Mag sein, daß Alphonse Mouzon sein Ruf als „schnellster Schlagzeuger der Welt“ vorausgeeilt war, den er sich durch sein kraftvolles, hartes „drumming“ bei „Weather Report“ sowie Plattenaufnahmen mit Mangelsdorff, George Benson, Stevie Wonder, Al DiMeola und eine vor rund zwei Jahren mit Herbie Hancock, Freddie Hubbard und Lee Ritenour produzierten LP erworben hatte.
Mouzon spielte in Bad Ischl mit Bob Etoll an der Gitarre und Byron Miller am Baß und damit einer Formation, die sich zwar „Jazz Group“ nannte, im Grunde aber eigentlich wenig jazzte. Einige eingefleischte Jazz-Fans mag das enttäuscht haben, dem Großteil des Publikums gefiel es aber auch so – Rock und Funk haben schließlich auch einen festen Platz der schnellebigen Kategorienwelt unseres Jahrhunderts (und über Geschmack läßt sich nach wie vor in jeder beliebigen Größenordnung streiten).
Byron Miller am Baß wirkte recht souverän, ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen, war die leibhaftige Bestätigung für jene Behauptung, die davon ausgeht, daß das Instrument seinen Musiker wenn schon nicht beherrscht, so doch mitprägt. Ganz anders (wenn auch ebenso im Sinne dieser mehr oder weniger beweisbaren Hypothese) agierte Bob Etoll, der Gitarrist, der recht sensibel, feinfühlig wirkte und hin und wieder auch eigene, lyrische Wege zu gehen versuchte, um freilich bald wieder auf die vorgegebene Linie einzuschwenken. Alphonse Mouzon selbst versuchte nur streckenweise, seine Dominanz einzuschränken und seinen Musikern größeren Spielraum zu geben. Er ist eben der „Chef“ – und was er am Schlagzeug leistet, verleiht dieser Feststellung ihre Richtigkeit.
Ob allerdings ein bißchen mehr Freiraum nicht die Vielfältigkeit steigern könnte oder hätte können, soll hier nicht beurteilt werden – die ziemlich strenge musikalische Hierarchie führte freilich zu einer hin und wieder deutlich spürbaren Monotonie. Was freilich an und für sich noch kein Nachteil zu sein braucht, da der echte Fan von „seinem“ Favoriten ohnehin nicht so schnell genug bekommen kann.
JOSEF H. HANDLECHNER – SALZKAMMERGUT ZEITUNG - 21. OKTOBER 1982