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28.03.1992
Kaurhaus - Theatersaal, Bad Ischl


Ray Anderson: trombone, vocal (USA)
Simon Nabatov: piano (RUS)
Calvin Jones: bass (USA)
Pheeroan Aklaff: drums (USA)

Die Posaune als Schmelztiegel
Ray Anderson sorgt füŸr eine frisch-muntere Reise durch Stile und Epochen
Das war wohl ein Konzertabend, an dem alles passte: Die Jazzfreunde hatten das Quartett des amerikanischen Posaunisten Ray Anderson zu Gast, und das Publikum dieser außerordentlich gut besuchten Veranstaltung konnte sich Ÿber ein erstklassiges, mitreißendes Live-Ereignis mit einem Musiker freuen, der es versteht, Jazz fŸr den Kopf zu machen, aber auch die Unterhaltung nicht zu kurz kommen zu lassen. Die Palette der Stilrichtungen und Epochen, die Anderson zu seiner Musik verschmilzt, ist fast unerschöpflich.
Sowohl geographisch als auch zeitlich gibt es für Ray Anderson keine Grenzen. Das Quartett verarbeitet traditionelle Elemente genauso wie Einflüsse aus der jüngsten Zeit. Von einer Sekunde zur anderen überraschen Anderson und seine Musiker mit immer neuen Zitaten, immer neuen Ideen. Die Musik einer Marching Band, Dixie aus New Orleans oder Rhythm & Blues wird genauso verarbeitet wie Free Jazz oder Bebop.
Anderson macht auch vor karibischen Rhythmen nicht halt. Der Posaunist, der in seiner Heimatstadt in diversen Rhythm & Blues-Bands seine musikalische Laufbahn startete, beweist, daß sich Entertainment im besten Sinne des Wortes und ausgefeilte KreativitŠt in keinster Weise ausschließen.
Bei seinem Auftritt in Bad Ischl stand Ray Anderson eine Band, bestehend aus Musikern der allerersten Güte, zur Seite, die für den richtigen Drive in der bunten musikalischen Mischung sorgte. Simon Nabatov am Piano, Calvin Jones am Bass und Pheeroan Aklaff hinter den Drums beweisen in Soli wie im Zusammenspiel ihre Klasse.
Die Begeisterung und Spielfreude Ÿbertrug sich schnell auch auf das Publikum. Die dichtgedrängt sitzenden und stehenden Beuscher in der Kurhausbar gingen von Anfang an mit und trugen so zu einer Stimmung bei, wie es sie dieserorts wohl schon lange nicht mehr gegeben hat. FŸr die Jazzfreunde heißt dies, daß sie mit ihrer Programmgestaltung auf dem richtigen Weg sind.
Josef  H. Handlechner - Bad Ischler StadtZeitung / Salzkammergut Zeitung