06.07.1993
Lehar Filmtheater, Bad Ischl

Don Pullen: piano (USA)
Carlos Ward: saxes, flute (PA/USA)

Nielson Matta: bass (BR)
Guilherme Franco: timba, berimbau, percussion (BR)

Mor Thiam: djembe, tabula, rainsticks, wind chimes, vocal (SN)

Rhythmus war Trumpf
Don Pullen gastierte mit seiner „Afro-Brasilian Connection“ im Lehartheater bei den Jazzfreunden
Mit einer der ganz großen Persönlichkeiten des Jazz sorgten die Jazzfreunde Bad Ischl für einen würdigen Abschluß ihres Konzertprogrammes vor der Sommerpause. Der Pianist Don Pullen war mit seiner „Afro-Brasilian Connection“ zu Gast im Lehartheater, einem neuen Veranstaltungsort, den sich der Bad Ischler Kulturverein für das zu erwartende Konzertereignis ausgesucht hat.
Der Rahmen ist auch für Konzerte solcher Art geradezu ideal, auch wenn sich der Publikumszuspruch bei diesem Konzert, das neben einem Auftritt in Schwaz das einzige der Band in Österreich war, eher in Grenzen hielt. Geboten hat das Quintett um Don Pullen eine musikalische Mischung, die wohl bestens zu einem sommerlichen Konzertschluss  passte und die richtig nach dem Geschmack des Publikums war.
Wenngleich von dem, was Don Pullen im Zusammenspiel mit dem Saxophonisten George Adams bekannt machte - nämlich die Verbindung zwischen Traditionellem und Avantgarde - in dieser „Connection“ kaum mehr etwas zu merken ist: Zumindest das Line-up erinnerte an die früheren Konzerte Don Pullens mit Georg Adams. Zweimal war das legendäre Quartett um die beiden ja auch in Bad Ischl bei den Jazzfreunden zu Gast gewesen.
Adams Platz - zumindest optisch - nimmt der Saxophonist und Flötist Carlos Ward ein. Zwischen ihn und Don Pullen hat sich allerdings der Senegalese Mor Thiam geschoben, der in dieser Formation mit afrikanischer Percussion willkommene Abwechslung in das musikalische Konzept bringt und die afrikanische Verbindung herstellt.
Die Hauptrolle nimmt in der musikalischen Mischung dieser afro-brasilianischen Verbindung der Rhythmus ein. Schlagzeug - dahinter sitzt J. T. Lewis, Bass - gespielt von Nilson Matta, und Percussion liefern das Fundament für Don Pullens Klavierspiel und die Melodienfolgen von Saxophon oder Flöte.
Die gesamte Band läss sich vom Rhythmus tragen, die einzelnen Musiker erhalten ausgiebig Gelegenheit für - vielbeklatschte -  Solis. Mor Thiam sorgt mit Congas und allerlei anderen Instrumenten für das versprochene Feuerwerk an den Percussions und steuert überdies afrikanische Gesänge bei. Insgesamt aber eine recht konventionelle Geschichte, die sich hinter der Afro-Brasilian Connection verbirgt. Den Publikumsgeschmack trifft Don Pullen mit dieser doch eher leichten Kost ganz genau.
Josef  H. Handlechner - Bad Ischler StadtZeitung / Salzkammergut Zeitung