24.02.2011
Jugendzentrum YOUZ, Bad Ischl
Alrkady Schilkloper: Waldhorn, Flügelhorn, Alphorn (RUS)
Jon Sass: Tuba, vocal (USA)
KRITIK in Kürze
Zu einer musikalischen Konfrontation luden die Jazzfreunde Bad Ischl. Der Moskauer Arkady Shilkloper hat als Virtuose an den Hörnern weltweit Geltung in Klassik und Jazz. Was am Balschoi Theater begann, führte ihn u.a. ins Vienna Art Orchestra. Mit schnellen Fingern intoniert er leichtfüßige Tonfolgen. Kristallklarer und seidenzarter Klang formuliert transparente Phrasierungen. Mit der gleichen Subtilität begleitet ihn der in Wien lebende Amerikaner Jon Sass an der Tuba. Dumpf dröhnend oder filigran gehaucht gibt er harmonischen und rhythmischen Rückhalt.
Peter Baumann - Kronenzeitung - 26. Februar 2011
Zwei Meister der Tonkunst
Wenn schwierigste technische Passagen wie ein Kinderspiel aussehen und sich hören lassen, dann haben wir es mit großen Meistern der Tonkunst zu tun. Solche Meister des Weltmaßstabes sind Arkady Shilkloper (Horn) und Jon Sass (Tuba). Das Brass Duo gastierte am 24. Februar 2011 im Jugendzentrum YOUZ in Bad Ischl
An diesem Abend wechselte Shilkloper problemlos zwischen drei Instrumenten: Waldhorn, Corno da caccia und Alphorn. Mit der Bemerkung: „Ich habe gehört, ihr hört am liebsten Alphorn!“ provozierte Shilkloper das nette Lächeln mancher Zuhörer im Publikum.
Das Duo stellte ein Mix-Programm aus fremden und eigenen Kompositionen dar, wie z. B. Werke von James Spaulding, den amerikanischen Jazz-Altsaxophonisten, Flötisten und Komponisten oder eigene Stücke Shilklopers für Alphorn. In einer vierteiligen Komposition, jedoch ohne Unterbrechungen zwischen den Sätzen, erreichte der Hornist an seinem vier Meter langen Alphorn einen „unendlichen“ Ton. Sogar Zweiklänge mit verschiedenen Färbungen waren deutlich zu differenzieren. Dann unterbrach er selber sein Stück und fragte das Publikum ob es noch Zeit gäbe. Damit holte er sich Ovationen und Begeisterung im vollen Jugendzentrum.
„Da Huba bläst die Tuba“ war vielleicht das lustigste Stück des Abends und somit ein emotionaler Höhepunkt des Konzertes. „Mein erstes Gedicht“, erzählte Sass über die eigene Spiel- und Sprachkomposition und sorgte damit für gute Laune noch mit der Vorgeschichte des Werkes. Die unglaubliche Tiefe des Klanges, die schauspielerische Reife Sasses und seine witzigen Kommentare auf Englisch zogen das Publikum an. Es folgte noch eine eigene, seine erste Komposition für sechs Tuben – „Not down“.
Auch zwei Zugaben durften nicht fehlen. Shilklopers special Funk-rog, aus dem Russischen „rog“ – das Horn und ein letztes Stück für Waldhorn und Tuba. In den lustigsten Imitationen tierischer Stimmen überzeugten die beiden Künstler nochmals mit technischer Perfektion und emotionalen Intelligenz. Ein letzter Witz in der zweiten Zugabe war das Thema aus der Operette „Leichte Kavallerie“ des Komponisten Franz von Suppé.
Wer dabei gewesen ist genoss einen Jazzabend voller Freude und Lust. Ein Abend, so außergewöhnlich und einzigartig wie seine Repräsentanten und ihre Instrumente selbst.
Mag. Yuliya Atzmanstorfer
Alphorn als Jazz-Instrument: tolles Jazzkonzert im YOUZ
Beim zweiten Jazzfreunde-Konzert der Saison demonstrierten der russische Hornist Arkady Schilkloper und der amerikanische Tubis Jo Sass, welch vielfaltige Klangmöglichkeiten in den beiden "Eckensteher-Instrumenten der Jazzgeschichte" stecken - und zwar mit viel herz, Groove und einem funky Alphorn. Schauplatz war das Jugendzentrum YOUZ
In der Jazzgeschichte waren Horn und Tuba eigentlich nie zusammen, nun wurde den beiden Musikern ein Traum erfüllt: Tuba und Waldhorn - die "instrumentalen Außenseiter" am Jazzparkett, glanzvolle Orchesterinstrumente, aber "Eckensteher" der Jazzgeschichte - fanden unter den Gewölbdecken des YOUZ auf eine Weise zusammen, die seinesgleichen sucht. Man kann mit dem Horn gehörig grooven, des bewies Arkady Schilkloper auf eindrucksvolle Weise. Er ließ sein Instrument auf ungeahnt vielfältige Weise (er)klingen - mal spielt er perkussive Rhythmen und funkt sich einen runter, dass es seine Freude ist, bei dem Stück "Cobra" versuchte er Tiere zu imitieren, die auf dem Speiseplan des titelgebende Reptils stehen. Dann wiederum zieht Schilkloper eine schöne ruhige Komposition aus dem Hut, die klassische Einflüsse hat. Das Alphorn macht er zum Jazz-, Funk- und Groove-Instrument und soliert damit auf (wohl sprichwörtlich) atemberaubende Weise. An anderer Stelle lässt er das Schweizer Bergkommunikationsinstrument gurren wie eine Didgeridoo spielende Grille. "I've never heard anybody play the Alphorn like this" meinte sein imposanter Bühnenpartner Jon Sass - und sprach damit wohl für das gesamte Publikum im vollbesetzten YOUZ.
Der New Yorker Jon(athan) Sass, der in Wien in einer "Künstler-WG" mit Kollegen Wolfgang Puschnig und Schauspieler Wolfram Berger lebt, wurde in Österreich einer breiteren Öffentlichkeit in den 1980ern an der Seiter von Hans Thessink bekannt. Sass ist auf der Tuba nicht nur ein Groove-Meister vor dem Herrn: Wie Arkady Schilkloper jagt er sein Instrument in die vielfältigsten Klangdimensionen: bei einem bluesigen Solo lässt er seine Tuba Obertöne knurren, als ob ein heiserer tibetanischer Mönch mit sich selbst singt. Dann versuchte sich Jon Sass gar als Rapper: Mit seinem Stück "Der Huber plays the Tuba" brachte er als skurrilen Höhepunkt des Abends sein erstes deutsches Gedicht zum Besten und ließ dazu sein Instrument knattern wie ein 50 Jahre alter Trktor, der bergwärts nach Perneck keucht. Die beiden zelebrierten auf der Bühne eine unaufgesetzte, ungekünstelte Freundschaft. Ihre Musik lebt, atmet, schwitzt. Man muss schon sehr "verhirnt" sein, um hier nicht mindestens mitzuwippen. Neben ihren eigenen Stücken spieltten sie auch zwei Kompositionen des amerikanischen Jazzmusikers James Spaulding, der mit Miles Davis und Count Basie gespielt hatte.
"Die Blasinstrumente sind die Geschichtenerzähler unter den Instrumente", meinte eine Stimme aus dem Publikum. Besser kann man es wohl nicht ausdrücken.
Manfred Madlberger - Ischler Woche, 02.03.2011