08.02.2007
Weinhaus Attwenger, Bad Ischl
Agnes Heginger: vocals
Georg Breinschmid: bass
Jazz goes Entertainment – Bass und Vokal
Traumpaar bei Attwenger!
Agnes Heginger und Georg Breinschmid beweisen die Vereinbarkeit von Unterhaltung und Anspruch.„Jazz und Wahnsinn“ – glatt Thema verfehlt! Doch der Auftritt der beiden Musikanten im Ischler Weinhaus Attwenger am vergangenen Donnerstag war keineswegs verloren.
Es war nicht wahnsinnig wie großspurig angekündigt, was die Sängerin Heginger und der klassisch geschulte Bassist Breinschmid zeigten. Es war nur gut vorgetragener Jazz mit viel humoristischen Durchsetzungen.
Die Song Spanne der Beiden reicht von parodistischen Aufbereitungen von Egerländer Liedern bis zum bekannt unterhaltsam depressiven Wiener Lied. Das Können von Heginger/Breinschmid kommt für mich noch mehr beim jazzmäßigen Umgang mit Rockklassikern wie „Roxanne“ von Sting durch. Vor allem die gelassen und sehr souverän vorgetragenen vokalen Interpretationen von Heginger der Lieder der genialen amerikanischen „Singer Song Writer“ Königin Joni Mitchell waren schon was Besonderes. Allein deren Schlussnummer „Woodstock“ ließ vor lauter Qualität seltsam wunderbare Erinnerungen an das Rockgroßereigniß anno 1970 aufkommen.
Viel Spaß beim Publikum, gediegene Jazz – Wirtshaus – Atmosphäre bei allerbester Jazz – Entertainment - Feinkost.
Roland Holzwarth - Salzkammergut Rundschau: 14. Februar 2007
Duo Heginger & Breinschmied: Jazz-Extravaganz im Paarlauf
Dass Vokalistin Agnes Heginger und Kontrabassist Georg Breinschmied in ihrer Sparte Oberliga-Spiler sind, ist auch abseits der Jazzpolizei-Kreise nicht unbekannt. Wie unterhaltsam, musikalisch vielfältig und breitgefächert ihre Live-perfomance ist, demonstrierte das Duo beim ersten Jazzfreunde-Konzert der Saison im voll besetzten Weinhaus Attwenger.
Das programm begann mit einem "musikalischen Heiratsantrag" namens "Flamenco" (was "knackiger junger Bursch" bedeute, wie Hegingererklärte). Die darauffolgende Police-Nummer "Murderby numbers" ließ wünschen, dass Mr. Sting diese version nicht vor der anstehenden Reunion seiner Band zu Gehör bekommt, da er sonst womöglich frustiert davon ablassen würde.
H&B bestätigten diesen Eindruck im weiteren Verlauf des Programms mit eindringlichen Versionen von "Roxanne" und "Every breath you take".
Georg breinschmied, der mit seinem Kontrabass schier Unglaubiges anstellte, outeteseine Vorliebe, "Schellpolkas" zu komponieren. Eine selbige namens "Rasende Gnome" sorgte für einen ersten musikalischen wie humoristischen Sturm: Ein Opfer aus dem Publikum hatte aus einem mitgebrachten Stapel von Schundroman-Heften ("Gesetz der Faust", Scharfe Ladung für Santa Fè" eine beliebige Stelle aus einem belibigen band zu wählen, aus dem Agnes Heginger im Lauf des Songs eine Spontanvertonung machen würde. Wärend der "Auserwählte" seelenruhig in den Heften blätterte, ritt sich Heginger durch Stakkaro-artige Jazz-Dada-Janlismen, bis sie schlißlich - spät aber doch - eines der Heftchen in die hand gedrückt bekamm und die improvisierte geschichte eines gewissen Ambros Feichtel zu singen und rappen hatte.
Hegingers Stück "Easy going chick" handelt die "nicht so wirklich lustige Beziehung zu einem Mann" ab - mit einem Schuss Morissette'scher Garstigkeit. So spannte sich der thematisch wie stilistisch breite Bogen von Joni Mitchell über Egerländer-Musik bis zur selbstgestrickten wienerischen Stück "A kleines Prabicek", das mit seinen skurrilen Wortkreationen wie "Fltzenschna" und "Utznschlinh" an Uzzi Försters legendäres Stück "Udrilitten" (zu hören auf der Ambros-Platte "Fäustling", 1973) erinnert. Georg Breinschmied brachte die Aussage des Songs auf dem Punkt: "I sag euch ans - i red, wie i wü".
Zwei weitere Glanzlichter waren die Eigenkomposition "Love in der U-Bahn", in der das einstige Liebespaar bilanzierte, was sie vielleicht einmal miteinander gamacht haben könnten, sowie FalcosDrahdiwaberl-Klassiker "Ganz Wien", zu deuten als Hommage und Parodie in einem. Der Songwar nicht unbedingt wegen Falcos 50 Geburtstag im repertoire, sonder wegen der "althergebrachten" Liebe Agnes Hegingers zur Musik des Falken.
Zum Drüberstreuen gab es noch ein Wiederhören mit einem der ersten Dadaismus-Wörter der Nachkriegs-Popularmusik: "Ascuibiduia" - Agnes und Georg als Conny & Peter mit deren "Sag mir, was du denkst" - inklusive Tanzeinlage des "Peter".
Gebt den beiden ein Glas Prosecco.
Manfred Madlberger - Ischler Woche: 21 Februar 2007
Mit unvergleichlicher Bühnenpräsenz erspielten sich Agnes Heginger (Gesang) und Georg Breinschmid (Bass) heißen Beifall. Originell ist das Selbsverständnis des sympatischen Künstlerduos als Vamp und Bassmotor. Das programmatische Motto: "Jazz und Wahnsinn".
Dem widmen sie sich mit kunstfertigen Arrangements und distinguierter Komik. Die Heginger ist mit großer Stimme Chanteuse, Grand Dame du Jazz, Schauspielerin und Kabarettistin zugleich. Dazu orchestriert Breinschmid den Bass zur swingenden, vielstimmigen Begleitband. Kaum jemand hierzulande, der die Saiten so kultiviert zum Singen bringt. Eigenkompositionen, Jazz und Pop sind luxuriöse mit bravouröser Schlagfertigkeit ausgestattete Kleinkunst.
Peter Baumann - KRONENZEITUNG