20.01.2002
Lehar Filmtheater, Bad Ischl
Klaus Doldinger: reeds (D)
Peter O'Mara: g (AUS)
Roberto diGioia: keys (I)
Patrick Scales: b (D/GB)
Ernst Ströer: perc (D)
Biboul Darouiche: perc (CAM)
Christian Lettner: drums (A)
Die Jazzfreunde Bad Ischl machten am Donnerstag einen mit viel Applaus aufgenommenen Rückblick in die Stilistik des Funk Jazz der 80er Jahre
Saxophonist Klaus Doldinger kam mit seinem "Passport" in das Lehar Theater
Das Publikum hatte mit dem intensiven Rhythmus und ins Ohr gehender Melodik seine Freude. Doldinger hat es immer verstanden, sich im Stildschungel zwischen Tradition und Moderne mit seinen Fans zu arrangieren. Roberto di Gioia an den Keyboards zaubert mit weiträumigem Hall und bohrendem Orgelregister zusammen mit Peter OMara (E-Gitarre) und Patrick Scales (E-Bass) raumfüllende Klangteppiche. Darüber legt Doldinger mit Nachdruck seine weitgespannten Saxlinien. Drei Percussionisten werken mit Power und Präzision am saftigen Beat. Ein Fest fürs Tanzbein!
Chris Thommark © 2002-01-26 by "NEUE KRONEN ZEITUNG"
"Passport" - die gelunge Reanimation des Jazz-Rock
Klaus Doldinger zeigte mit seiner neuen/alten Band "Passport" bei einem fulminanten Konzert im Ischler Lehartheater, daß sein Konzept der Fusion Music auch im 3. Jahrtausend immer noch Gültigkeit hat.
Der Mann ist eine Institution, hat in den Nachkriegsjahren deutsche Jazzgeschichte geschrieben, hat mit Passport den Beat im Jazz salonfähig gemacht. Er füllt einige Zentimeter in meinem Plattenregal aus, ist nebenbei mit Sicherheit einer der erfolgreichsten deutschen Musiker, seit er den Soundtrack(damals nannte man das noch - Filmmusik) zu einem großen Film beisteuerte ("Das Boot" wurde das erste große europäische "Ding" in den amerikanischen Kinos!). Seit 25 Jahren begleitet er mich durch manchen "seltsamen" Sonntag Abend, stammt doch die "Tatort" Melodie aus seiner Feder.
Irgendwie hätte man annehmen können, daß Doldinger mit seiner Band "Staub" angesetzt hat, eine musikalisches Auslaufmodell für "alte Deppen wie mich" in unserer so schnell lebigen Musiklandschaft sozusagen. Aber weit gefehlt. Der Mann hat mit seinen 65 Lenzen eine eigene musikalische Stammzellen - Therapie gegen das Einsetzen der musikalischen "Verkalkung". Der Fusion - Altmeister kennt den aktuellen Markt und die Trends, also lies er einige seiner besten Tracks von deutschen Dance- und Remixzauberern (wie Fauna Flash oder das Trüby Trio) soundtechnisch faceliften. Diese alterskosmetische Behandlung hat den Stücken sehr gut getan und den Fundus von Doldingers herrliches Melodien in dieses Jahrtausend herübergerettet. Aber das mehr als 2 ½ stündige Konzert zeigte auf selten überzeugende Weise, daß es auch eine gelunge Live - Umsetzung dieses Remix - Aspektes gibt. Dazu braucht man eben Opis wie Doldinger. Aber der Mann hat einfach ein "Händchen" in der Auswahl seiner Musiker. Stellvertretend für die großartige Band, die den kooperativen Musik-Führungsstil von Doldinger zu schätzen weiß, sei hier ein Mann genannt. Roberto die Giola (allein dieser Name) ist der Musiker, der den Song-Klassikern von Doldinger die nötige Frischzellen- Behandlung angedeihen lässt. Der Mann ist als Knöpferldreher mit allen "virtuellen" Möglickheiten auf der Laptobebene vertraut, kann so das Ganze überzeugend live umsetzen und ist nebenbei begnadeter Organist. Eine ganze Kulturseite könnte ich ohne Probleme über diesen charmanten Konzertabend vollschreiben. Kurz und gut: Allerfeinstes Konzert, tolle Musiker, überbordende Begeisterung beim Publikum, ein ausverkauftes Haus.
Dies könnte der Start für neue Höhenflüge für das Lehartheater sein. Eines darf ich nicht vergessen: Für Konzerte dieser Art, für den Mut, das Risiko dazu und für die Abwicklung, darf auch als Rezensent "Danke" geschrieben werden.
Roland Holzwarth - Bad Ischler Rundschau; 31.01.2002