13.09.2001
Weinhaus Attwenger, Bad Ischl
Harry Sokal: Tenor, Sopransax
Georg Breinschmid: doublebass
Mario Gonzi: drums
Der Großmeister des österreichischen Saxophons gastierte in Bad Ischl
Melancholischer Jazz
Das Trio um den Grossmeister des österreichischen Jazz - Saxofons gestalte im Ischler Weinhaus Attwenger am vergangenen Donnerstag gemeinsam mit den Besuchern einen schönen, und vor allem stimmungsvollen Abend auf der Suche nach der großen Emotion im Jazz. Sokal nennt sein Projekt "Roots ahead" und dabei hat er sich offensichtlich was gedacht. Denn er orientiert sich mit seinem Trio nach vorne indem er zurückblickt. Geht das überhaupt, bei Sokal funktioniert diese Chemie. Nach langer Karriere und Gastspielen in vielen internationale Ensembles hat Sokal jetzt sozusagen seinen musikalischen Heimathafen in Form dieses Trios gefunden. Mit seinen Begleitern Georg Breinschmid am Bass und Mario Gonzi an den Fellen legt er seine Jazz - Spuren. Folgt man diesen akustischen Fährten begibt man sich mit Sokal auf eine Wanderung in die Jazz - Geschichte bis zum Be-Bop, zum Funk, zu Latin Einflüssen und vor allem zu den Wurzeln der Jazz - Ballade. Aber die alten Geschichten werden von "Jazz Ahead" überarbeitet und sozusagen neu erzählt. Wie das halt in fast allen Genres der populären Musik im Moment so passiert.
Im Rahmen dieses Konzertes natürlich nicht neue Kapitel des Jazz aufgeschlagen, sondern man blättert lustvoll und gekonnt in den Jazz - History Büchern. Der Mann beweist einfach Klasse im Umgang mit der Jazz - Tradition. Jazz kann manchmal klingen wie ein langer, ruhiger Fluß, besonders an diesem Vor - Herbst Abend im Attwenger.
Sokal fließt sehr gekonnt mit im Strom des breiten Jazz - Mainstream und das vor allem viel Seele und noch mehr Gefühl. Wer diesem musikalischen "Rafting" von Sokal und seinen Leuten folgt, muß allerdings mit vielen "Stromschnellen" rechnen. Die Band agiert in diesem Zusammenhang nicht nur wie eine Einheit, sondern weiß auch die Visionen des Leaders kongenial umzusetzen. Besonders Mario Gonzi agiert als geschickter Time - Keeper, swingt elegant auf den Becken, donnert aber auch manchmal kräftig auf die Felle seines Schlagzeugs.
Meist kommen an diesem Abend die Töne warm und bedächtig daher. Vollmundig führt uns Sokal am Sax durch die Welt der Jazz - Balladen. Diese elegante, stimmungsvolle, manchmal auch bewußt melancholische Ausrichtung des Jazz wird ja in diesen Tagen von manch einem "Sampling" Artisten ausgegraben und als "chill out" oder "lounge music" zweitverwehrtet. Ich denke wir sollten doch lieber bei den Originalen bleiben, und dazu braucht man Musiker wie Harry Sokal.
Roland Holzwarth - Bad Ischler Rundschau 20.09.2001
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...Saxophonist Harry Sokal lieferte mit seinem "Roots Ahead" - Trio bei den Jazzfreunden Bad Ischl eine glänzende Performance. Sokal bedient sich für sein zeitloses Spiel der Thematik des modernen Mainstream. Ein Konzert ohne den geringsten Leerlauf, ohne jeden Spannungsabfall.
Chris Thommark - Neue Kronen Zeitung 17.09.2001