27.05.2000
Weinhaus Attwenger, Bad Ischl

The Fiplers:
Christine Berner: fl
Birgit Kain: klavier
Christoph Navratil: eb
Klaus Hödl: dms

Finest Blend:
Helmuth Thalbauer: tb
Lorenz Raab: tp
Ilse Riedler: ts, ss
Ali Angerer: tuba
Erwin Drescher: dms

  • HelmutThalbauer_FinestBlend_RolandHolzwarth

Starke Klang-Signale in Sachen Jazz von heimischen Musikern
Die "Fiplers" und die Linzer Crew "Finest Blend" brachten die Stimmungslage nahe an den temeraturmäßigen und musikalischen Siedepunkt.
Eigentlich hätte ein Doppler in Sachen Jazz werden sollen, herausgekommen ist allerdings ein viergliedriger schöne Abend rund um die "schönste Nebensache der Welt" - Musik. Jazz war natürlich auch irgendwie dabei, war es doch eine gründliche Bestandsaufnahme heimischer Jazzmusikentwicklung und hier sieht die Sache ganz gut aus, hat die Lehárstadt trotz dem Übergewicht traditioneller Musiken auch Leute wie beispielweise Christine Berner.
"The Fiplers" oder: Wer wagt, gewinnt auch...
Die "g'studierte" Flötistin präsentierte im ersten teil des kurweiligesn Abends die Ergebnisse eines Workshops, den sie zusammen mit Schülerinen der Landesmusikschule Bad Ischl erarbeitet hatte. Als junge Musikpädagogin weiß sie natürlich, daß junge Flötistinnen auch mal einen Auftritt brauchen, um ihre Fortschritte unter Beweiß zu stellen.
Das junge Ensemble bewegte sich durchaus gekonnt durch den "Bugle Boy Boogie Woogie" und damit wurde nicht nur den Eltern klar, daß man sich mittlerweile durchaus mit der Flöte unter gekonnter Anleitung auch in jazzigen Gefielden bewegen kann.
Christine berner zeigte im zweiten Teil mit ihrer Gruppe "The Fiplers", wie weit sich eine gute und vor allem "freche" Flötistin in das weite Terrain des Jazz vorwagen kann.
Dazu braucht man "nur" gutes Songmaterial und eine mutige Combo. Wer wagt, gewinnt auch! Vorgenommen hat sich der "Vierer" auch gleich einen ordentlichen "Brocken". Das Stück "Suite for flute and piano" war ihnen an diesem Abend jedenfalls gerade recht und schwer genug, sich an etwas ganz anderem auszuprobieren. Claude Bolling hat mit dieser seiner Komposition den Begriff der Suite neu definiert. Er sieht sein "Stück Musik" als instrumentale Komposition von kontrastrierenden Elementen. Wie war - Klassisches "meets" jazz-swingiges Material á la Dave Brubeck.
Darüberhinaus führt er die Zuhörer bis zu "folkigen" Sequenzen. Christine Berner braucht für dieses Vorhaben mehr als eine Flöte und so konnte man auch gleich alle Arten der Flöte als klassischem Holzblasinstrument kennenlernen. Die Begleiterin Birgit Kain kennt man mehr aus dem klassischen Kontext.
Drummer Klaus Hödl spielt sich im Salzkammergut durch mehrere Jazzformationen und Bassist Christoph Navratil ist ein gefragter bassist, und das nicht nur bei heimischen Bands. Dieses Projekt des "Fiplers" ist hoffentlich erst der Anfang eines vielversprechenden Prozesses.
"Finest Blend": Vier Bläser und ein Schlagzeuger
Ähnlich individualistisch sind auch die oberösterreichischen "Finest Blend" unterwegs. Allein die Besetzung ist durchaus unüblich. Vier Bläser und ein Schlagzeuger - und aus! So kommt natürlich ein ordentliches Blechgebläse zustande. Man bewegte sich gekonnt und leichtfüssig durch alle Facetten des Jazz.
Von "funkige" Grooves bis zu "verswingtem" Material bewegt sich das Repertoire der Linzer Combo. Zu guter Letzt "tauschten" sich Berner und Hödl noch im Rahmen einer kleinen "Session" mit den Leuten aus ihrer landeshauptstadt aus und beschlossen so einen schönen Jazz-Abend. Das Attwenger wurde übrigens phasenweise fast zu klein; zu heiß sowieso.
Roland Holzwarth - Salzkammergut Zeitung, 2.6.2000