08.06.1996
Café Ramsauer - Bad Ischl
Heinz von Hermann: Sax, Flöte
Uli Langthaler: Bass
Erich Bachträgl: Schlagzeug
Perfekte Jazz-Handwerker
Moderne tradition
Ein Trio mit ehrlicher Jazzgesinnung und perfektem handwerklichen Können gastierte am Wochenende in Bad Ischl. Die Jazzfreunde luden Heinz von Hermann (tenorsaxophon), Erich Bachträgl (Schlagzeug) und Uli langthaler (Baß) in das Cafe Ramsauer. Die moderne Jazztradition war nicht nur Schlagwort sondern gespielte Praxis
Heinz von Hermann und Erich Bachträgl kommen aus der Tradition des Be Bop. Der Saxophonist hat den großen Atem jener Bläser, die sich mit melodiöser und flexibler Phrasierungskunst jazzrichtig artikulieren. Weitgespannt von samtweich bis zupackend ist auch sein Intonationsbereich. Nich wenig Anteil an der diszipliniert umgesetztenMusikalität dürfte das langjährige Wirken in vielen Big Bands haben, seit jeher ein Muß für den Jazzer.
Auch Erich Bachträgls Schalgzeug kommt aus der Be Bop Schule, wenngleich man sich manche harten Schläge bei mehr Sensibilität durchaus noch wirkungsvoller vorstellen kann. Sein Spiel bietet jedenfalls das gesamte Spektrum schlagwerklicher Kunstfertigkeit. Uli Langthaler am Baß bringt in das sommerlich im Garten stattfindende Konzert sorgfältig gezeichnete Begleitung und Solistik.
CHRIS THOMMARK - KRONENZEITUNG, 11.06.1996
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Jazzkopf vorwärts
Zwischen Bier und Baustelle kredenze das Heinz von Hermann-Trio im Café Ramsauer soliden und blumigen Bebop - wie einen kultivierten Sommer g'spritzten
Gemütlich angehen ließen es die "Jazzfreunde" bei ihrer vorletzten Veranstaltung vor der Sommerpause im Café Ramsauer. Der wunderschöne Sommerabend und die zwanglose Atmosphäre unter freiem Himmel waren der Rahmen, in dem Heinz von Hermman - seit vielen jahren in Strobl zu Hause - im besten Sinne beste Unterhaltung bot. Was das Trio mit dem Leader an Saxophon und Flöte, Erich Bachträgl am Schlagzeug un dem jungen Uli Langthaler am Baß bot, war ihm hörbar eine Herzensangelegenheit, bei der das pure Vergnügen im Vordergrund stand. Von hermann, altgedienter und vielseitiger Tingler aus der Jazzwelt (unter anderem in den Wanderzirkussen von Ray Charles und Al Jarreau) hatte mit Erich Bachträgl einen ebenso erfahrenen Drummer hinter sich, der schon so manche Rücken auf der Bühne im Visier gehabt hat (von Peter Alexander bis zu Friedrich Gulda). Jünger, den väterlichen Jazzern aber um Nichts nachstehend, sorgte Uli Langthaler für einne profunde Unterstützung am Baß.
Da Alter ja auch ein bißxhen weise macht, verzichteten sowohl Heinz von Hermann als auch Erich Bachträgl auf ausgefallene Solo-Eskapaden, sonder stellten das gleitende Element und die Eleganz in den Vordergrund. Und wo Toutine den nachteil in sich birgt, die Emotionen nicht mehr ganz zum Kochen zu bringen. so hat sie doch unbetreitbar den Vorteil ein garant für Solidität zu sein. Das an den Gartentischen platzierte Publim kam so in den genuß einer zweistündigen Darbietung, in der die edle Kunst des von der Pieke auf gelernten Handwerkes im Vordergund stand.
Kompakt und feinfühlig aufeinander eingehend konzentrierte sich das Trio auf Eigenkompositionen, durch die Heinz von hermann mit seinem klaren und übersichtlichen Spiel an Saxophon und Querflöte führte. Aufgelockert wurden die Sets durch stimmungsvolle Latin-Kompositionen.
Sommerherz, was willst du mehr?
Florian Sedmak - BISZ, 13. Juni 1996