20.09.1996
Café Ramsauer - Bad Ischl

Charles Davis: Quarflöten (AUS)
Uwe Metzler: Konzertgitarre (D)
Ahmet Yüzen: Kontrabaß (TR)

Die musikalische Öffnung des Raumes: "Captured Moments"
Das Keffeehaus wird zum idealen Ambiente für ein feines, kleines Jazzkonzert mit Charles Davis und Captured Moments
Charles Davis und sein Ensemble musizierten in Anlehnung an alte traditionen in einem Café. Die jazzfreunde als Veranstalter haben aus der Not mit viel Phantasie eine Tugend gemacht. Sie wechseln mit großer Treffsicherheit die Veranstaltungsorte und haben für das kleine Ensemble um Charles Davis den idealen Platz gefunden. Die kleine Schar der "freunde des Jazz" folgt ihnen bei dieser Wanderungsbewegung.
Bei Wein und Bier ließ sich das Gebotene auch in der tat entsprechend genießen. Charles Davis, der Man mit dem hinterfotzigen australischen Humor, entführt die ZuhörerInnen mit seinen Flöten aus der österreichischen Kaffeehausatmosphäre in andere musikalische Welten. Seine Reisebegleiter beidiesem Unternehmen sind der Bassist Ahmet Yüzen und der Gitarrist Uwe Metzler.
Die drei Herren sind musikalische Nomaden, die ihre Zelte rasch zu wechseln verstehen.
Die Reisewege führen stimmungsgemäß zu italienischen Seen (Lago di Bolsene), zu orientalischen Oasenlandschaften und gleich drauf zu amerikanischen Großstadthelden. Eine kosmopolitische Unternehmung sozusagen. Davis versteht es mit seinen zahlreichen Flöten, die entsprechenden Lockrufe zu setzen.
Die warme Töne verführen zum akustischen Mitwandern. technisch perfekt, versteht er es , seinen Flöten so allerhand an Klangfacetten zu entlocken. Der Bassist Ahmet Yüzen gibt die weiche Linienführung vor und steckt den rechten Weg für die musikalische Wanderung ab. Seine Einladungen zum Mitgehen kommen locker-flockig daher. Es droht nie die Gefahr des abgenutzten Jazzswinghaften.
Uwe Metzler verläßt an der akustischen Gitarre auch liebend gern die engen Grenzen des Jazz. Vor allem bei einem Song der "red hot chili peppers", der Post-funk-Band aus Los Angeles, deutete er deutlich an, wie der Jazzakademiker auch "vollmundig" spielen und damit alle Bremsen lockern kann. Seine ständigen Wechsel zwischen Begleitung und solistischen Ansätzen sind sehr spannend und die ideale Ergänzung für das "Geflöte" von Davis, der Phasenweise an die eruptive Kraft eines Ian Anderson aus alten Rocktagen (Jethro Tull) erinnerte.
Da kommt gute Laune auf. Alles in allem ein kleines konzert mit leichtverdauchlichem Songmaterial zum entspannten Wochenausklang. Gediegenheit war die Devise. Elegantes Ambiente und "smoothes" Weltenbummeln. Da strahlte sogar der Applaus am Schluß eine gewisse Gediegenheit aus ...
Roland Holzwarth - BISZ, 26.09.1996

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