20.10.1995
Katholisches Pfarrheim, Bad Ischl

Harald Peterstorfer Trio
Harald Petersdorfer: guitar
Adelhard Roidinger: bass
Stephan Spatz: drums

  • AdelhardRoidinger_KlausWallner
  • HaraldPeterstorfer-AdelhardRoidinger_KlausWallner
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Bruckners Unlimited
Karlheinz Schmid: Sax, Stimme
Hermann Miesbauer: Posaune, Stimme
Roland Keil: Keybords, Trompete, Tenorhorn, Stimme
Bruno Bründlinger: Gitarre
Gottfried Angerer: Bass
Ewald Zach: Schlagzeug

Witziges Musikmosaik
Die Jazzfreunde Bad Ischl luden zu einem Doppelkonzert ins Pfarrheim. Gitarrist Harald Peterstorfer stellte im Trio hauptsächlich Eigenkompositionen vor. Bruckners Unlimited finden mit ihren Collagen immer ein dankbares Publikum
Die Kompositionen Peterstorfers geben mit ihrer harmonischen Vielfalt Raum für ausgedehnte Improvisationen. Begleitet wird er von den gut gewählten, harmonisch und rhythmisch trittsicheren Basslinien Adelhard Roidingers, Leiter der Jazzbateilung am Linzer Brucknerkonservatorium. Stefan Spatz am Schlagzeug phrasiert mit seinen Parnern mit, rhythmische Impulse aber vermisst man.
Das witzige Mosaik des heimischen „Bruckner’s Unlimited“ – Sextetts legt sich nicht auf Musikstile fest. Bläsertrios, Rhythmusgruppe und Jazzsolistik reißen im multiinstrumentalen Einsatz Themen an, unterbrechen sie abrupt für eine Kontroverse und wechseln die Stimmung.
CHRIS THOMMARK - KRONENZEITUNG - 27.OKTOBER 1995

  • BrucknerUnlimited_KlausWallner
  • HermannMiesbauer_KlausWallner
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  • RolandKeil_KlausWallner

Masse und Klasse – ein Widerspruch oder auch nicht
Ein neumoderner „Double event“ bringt hochdosierte Jazzmusik ins Pfarrheim und weckt Sehnsucht nach einem wirklich geeigneten Veranstaltungsraum
Die Jazzfreunde melden sich mit einem kräftigen musikalischen zeichen zurück. Sie haben für das Publikum ein Doppelpaket mit oberösterreichischen Jazzmusikern geschnürt, die in zwei ganz unterschiedlichen Bands gruppiert sind.
Harald Peterstorfer Jazztrio – Konservatoriumsmusik die 1.!
Gitarrist Peterstorfer war sicher braver Musterschüler der verschiedenen Jazzklassen, soll heißen, er ist durchaus bemüht und hat seine musikalischen Kompendien brav gelernt.
Er kann sich allerdings zu selten von den vielen Vorbildern emanzipieren und die Musik mit Eigenem anreichern. Sphärische Gitarrenmuster sind seine Grundorientierung. Die Großmeister dieser sicher nicht mehr neuen Gitarrenrichtung schimmern immer durch, man erinnert sich oft an die Großen der Jazzgitarre wie John Abercrombie, Terje Rypdal und andere „ECM-Romantiker“.
Wie sie führt Petersdorfer das Publikum in große musikalische Landschaften. Breites und Episches kommt durchaus zum Ausdruck. Der Mann liebt das Panoramahafte in der Musik. Cinemascope für die Ohren!
Mit in der Gruppe auch Jazz-Professor Adelhard Roidinger. Der „Oberlehrer“ lässt den Musterschüler Petertorfer spielen, engt ihn aber immer wieder mit seinen kunstvollen Soli ein. Irgendwie ein klassisches Lehrer/Schüler Verhältnis. Der Drummer Stefan Spatz spielt seltsam brüchig und sparsam.
70 Minuten warten auf Bewegendes im zweifachen Sinne. Schade, dass die Gitarre nur einmal so richtig explodierte. Dieser Mann könnte durchaus mehr!
Natürlich sind die Mannen aus dem Bruckner-Konservatorium auch Musterschüler. Nur haben sie andere Fächer belegt und gehen nicht so diszipliniert an die Arbeit. Talentiert, aber frech!
Mit Auszeichnung bestanden – Bruckner’s Unlimited!
Jazzklassisches beherrschen sie ebenso wie Rock oder Funk. Dieses Ensemble sucht durchaus die Kompatibilität zu diesen Grenzbereichen der Jazzmoderne. Musiktrends werden mutig angepackt. Der Bläsersatz von Charly Schmid und Hermann Miesbauer kommt messerscharf. Die Soli sind beherzt und geschmacksvoll!
Das Repertoire bringt Rundes und Kantiges in stetiger Reihenfolge. Die kompakten Arrangements werden öfter durch abrupte Breaks und Zwischentöne unterbrochen. Bruno Bründlinger mit seiner roten Stromgitarre ist der Hexenmeister der Combo. Er treibt nach Belieben die Bläser vor sich her, „funkt“ durchaus schwarz, ergötzt sich allerdings gelegentlich in ausufernden Soli.
Die Arbeit von Roland Keil an den Tasten ist solide, man dankt brav für die gelegentlichen Synthiesoli. Das Ganze hat durchaus Biss. Ach ja, alles war ja auch nicht so ernst gemeint. Komödiantisches sollte aufheitern!
Nur die Show kam nicht so ganz rüber. Das Publikum blieb sachlich bis abgeklärt – aber höflicher Applaus auf der ganzen Linie.
Das Fazit: Nicht unbedingt viel Neues aus der Jazz-Ecke. Belebung dieser Richtung ist dringend notwendig.
Die große Sachlichkeit des Abends lag sicherlich auch am Rahmen. Das Pfarrheim kann wohl nie, trotz aller Bemühungen der Veranstalter, zum Jazzclub werden – „very cool“.
Es stellt sich also wieder einmal die Frage nach einem passenden Veranstaltungsraum für die Ischler Szene ...
A.SAVEL - BISZ. - 27. OKTOBER 1995
  • BrunoBruedlinger_KlausWallner
  • EwaldZach_KlausWallner
  • KarlheinzSchmid-HermannMiesbauer_KlausWallner