07.10.1994
Katholisches Pfarrheim, Bad Ischl

Kirchner Big Band
Karlheinz Miklin & Quintetto Argentina

Jazzfreunde feierten 15.Geburtstag mit Swing und Latin-Klängen
Karl-Heinz Miklin mit dem Quintetto Argentina und die Franz-Kirchner- Bigband gratulierten. Das Jubiläumskonzert war zugleich die hundertste Veranstaltung der Jazzfreunde
Aus dem Jubiläum der Jazzfreunde wurde eine lange Nacht in Ballsaalatmosphäre. An die hundertfünfzig Besucher/innen hatten sich an den gedeckten Tischen im Pfarrheim eingefunden, um die fünfzehnjährige Jazztradition in Bad Ischl zu würdigen.
Wäre auch noch getanzt worden, wäre die Swingära in voller Pracht wiederauferstanden.
„Keep swinging“
Auf der Bühne machte die Franz-Kirchner-Bigband den Anfang bei den musikalischen Gratulationen. Bassist und Bandleader Franz Kirchner war es „eine besondere Ehre“ das Doppeljubiläum (15 Jahre Verein und hundertstes Konzert in einem) einzuleiten.
Der (optisch wie akustisch) große Klangkörper trat zwar in einigen Positionen kurzfristig neubesetzt an, von „ersatzgeschwächt“ konnte aber keine Rede sein. Schließlich ist die Bigband fast so alt wie die Jazzfreunde und hat nahezu alle jazzophilen Musiker im Salzkammergut irgendwann zu ihren Mitgliedern zählen dürfen. Einige der ehemaligen waren kurzfristig wieder eingesprungen.
Das Ensemble erwies sich im Lauf seines einstündigen Sets als glückliche Wahl für den Geburtstag. Die Freund und Fans der Ebenseer hielten einen starken Anteil im Publikum und mit dem fröhlichen Swing – dem wohl konsensfähigsten Jazzstil – kam schon mit den ersten Takten gut e Stimmung auf, die sich den ganzen Abend hielt.
Viele Arrangements und Kompositionen von Count Basie standen auf dem Programm der Kirchner-Musiker.
Nicht nur die Ensembleleistung, sondern auch die Soli begeisterten.
Wolfgang Eder zeichnete sich am Saxophon besonders durch die runde Phrasierung und den klaren Ton aus; Martin Steinkogler brillierte ebenfalls am Saxophon und das rhythmische Rückgrat der Band, Klaus Hödl, heimste mit einem dynamischen Schlagzeugsolo großen Applaus ein. Auch Fritz Atzmannsdorfer, einer der Senioren auf der Bühne, riss das Publikum mit einem ausgiebigen Trompetensolo hin.
Hits wie „On Broadway“ und langsame Bluesnummern durften im Set nicht fehlen, an das noch eine Draufgabe gekoppelt wurde.
Lateinamerikanisches
In der Pause verwies der Obmann der Jazzfreunde kurz auf die Vergangenheit, wobei er vor allem den Hauptsponsoren dankte.
Ein Dankeschön gab es auch für die treuen Besucher/innen und ein Bitteschön an die Stadtgemeinde, sich nach fünfzehnjährigem Drängen endlich von der Notwendigkeit eines Kulturzentrums überzeugen zu lassen: „Es hat Zeiten gegeben, da waren wir für das ständige Übersiedeln von Stühlen und Klavieren von einem Saal in den anderen bekannter als für unsere Konzerte.“
Nach dem Intermezzo folgte stilistisch Ambitioniertes von Karl-Heinz Miklin und dem Quintetto Argentinio.
Auch dem Altmeister des österreichischen Modern-Jazz, Miklin, war es ein besonderes Vergnügen nach zwölfjähriger Abstinenz wieder in Ischl zu spielen – und noch dazu an solch einem Abend.
Interkontinentale Projekte wie die Zusammenarbeit von Miklin und den argentinischen Musikern sind seit dem „Ethno“ - und „Weltmusik“ – Boom nichts Neues mehr.
Doch die Zusammenarbeit des Steirers mit den Lateinamerikanern hat nun schon zehn Jahre Tradition. Aus dem Zusammenspiel der musikalischen Kräfte sind bis dato vier Tonträger entstanden. Das Auditorium im Pfarrheim kam also in den Genuss eines eingespielten Experiments.
Auch bei der zweiten Besetzung des Abends hatte es einen kleinen Wechsel gegeben. Trompeter Gustavo Bergalli war nicht mit auf Tour und durch Steve Good ersetzt worden. Großer Star der Band war natürlich Karl-Heinz Miklin. Der Grazer Jazzhochschulprofessor zog die Zuhörer durch seine enormen Fähigkeiten sowohl auf dem Saxophon wie auf der Querflöte in seinen Bann.
Das Quinteto Argentinio mit Marcelo Mayor an der Gitarre, Alejandro Herrera am E-Bass, Cacho Tejera an den Congas sowie Pocho Lapouble hinterm Schlagzeug erwiesen sich als kongeniale Partner. Miklin und Good ließen ihrer Rhythmusgruppe Platz genug zur Entfaltung und solierten ökonomisch und mannschaftsdienlich.
Die gelungene Symbiose aus rhythmusbetontem Latin und den modernen Jazzelementen begeisterte ein aufmerksames Publikum über zwei Sets. Nach den Zugaben ging für die Jazzfreunde ein in jeder Hinsicht runder Geburtstagabend zu Ende, der ein weiterer Höhepunkt innerhalb der Kulturtage war.
Florian Sedmak - BISZ – 19.10.94

  • KirchnerBigBand_JosefKranabitl

Doppelkonzert in Bad Ischl
Jazzende Gäste aus Argentinien
Mit einem Doppelkonzert feierten die „Jazzfreunde Bad Ischl“ ihr 15jähriges Bestehen. Beim Jubiläumsabend traten die Franz Kirchner Big Band, eines der verlässlichsten Großensembles der österreichischen Szene, und das Quinteto Argentinio mit Karlheinz Miklin auf. Der Saxophonist holt seit zehn Jahren immer wieder argentinische Freunde nach Europa. Zur südamerikanischen Rhythmusgruppe kommt als zweiter Bläser der Trompeter Steve Guth. Die Südamerika beschränkten sich nicht nur auf vitale Rhythmik, auch lyrische Momente werden mit harmonischer Üppigkeit gestaltet. Miklin und Guth benützen diese Basis, um sich zu Sologängen animieren zu lassen, die man mit Lust verfolgt.
CHRIS THOMMARK - KRONENZEITUNG - 16. OKTOBER 1994
  • KarlheinzMiklin-QuintettoArgentina_JosefKranabitl