22.04.1983
Kurhaus - Theatersaal, Bad Ischl


Tommy Böröcz: drums (H)
Rens Nieuwland: g (NL)
Robert Schönherr: e-piano (A)

Heinz Jäger: bass (A)
Raphael Hidalgo: perc (A)
Wolfgang Puschnig: sax (A)
Harry Sokal: sax (A)
"Bumi" Fian: tp (A)

  • Ostinato_JosefHandlechner

„Ordinary and blues“ …
„Ostinato“ spielten im Bad Ischler Kurhaus auf
Keineswegs „gewöhnlich“ und noch weniger „blau“ – so der Titel einer Nummer dieses Abends – sondern vielmehr „schwarz“ war die Musik, die am Freitag im Bad Ischler Kurhaus von der Gruppe „Ostinato“ dargeboten wurde. Den Ischler Jazzfreunden ist es zu danken, daß sich das in dieser Richtung nicht gerade verwöhnte Publikum aus Bad Ischl mit Augen und Ohren mit einer Musik auseinandersetzen konnte, die in unserer Region naturgemäß – was das Konzertgeschehen anbelangt – zu kurz kommt.
Diejenigen, die Jazz-Rock mögen bzw. vorbehaltlos gegenüberstehen, pilgerten auch dieses Mal in überschaubarer Menge ins Ischler Kurhaus. Die Gruppe „Ostinato“ hätte sich ihrem Ruf gemäß ebenso wie die Veranstalter einen besseren Besuch verdient. Dieser lohnte sich auf jeden Fall: Der von Schlagzeuger Thomas Böröcz gegründeten Gruppe eilt seit Velden ´81 der Ruf voraus, auf für Mitteleuropäer erstaunliche Art und Weise Jazz und Rock mit Soul- und Latino-Einflüssen „fusionieren“ zu können.
Von Beginn an wurden die Zuhörer von der Musik gefangen genommen: Zündende Bläserarrangements – dargeboten von Wolfgang Puschnig (as), Karl Fian (tp) und dem in Ischl bereits bekannten Harry Sokal (ts, ss) – garnierten sozusagen die von der Rhythmus-Gruppe Böröcz, dem Bassisten Heinz Jäger, dem Gitarristen Rens Nieuwland und von Robert Schönherr am Fender Rhodes Piano vorgetragenen Grundthemen.
Soul-Zitate wurden von „Ostinato“ ebenso eingebracht wie die daraus abgeleitete Funk-Rhythmik, daneben wurde bei einigen Titeln auch lateinamerikanischer Touch vermittelt, vor allem durch die vielfältige Percussivität der beiden Rhythmiker Böröcz und dem verspätet dazugekommenen Percussionisten Rafael Hidalgo. Wir waren alle beeindruckt von den differenzierten Arrangements, die sicherlich den traditionellen Big Bands des Jazz entspringen. Zeitweilig fühlte ich mich an die richtungsweisenden Gruppe des Jazz-Rock wie „Chicago“ in ihren Anfängen und „Blood, Sweat and Tears“ erinnert. Im Gegensatz zu diesen „Brass-Rock-Gruppen“ blieb jedoch den „Ostinato“-Musikern mehr Platz zu solistischen Exkursionen im Stil jazzgemäßer Improvisation. Mir persönlich, die „Jazzer“ mögen es mir verzeihen, erschien manches Solo etwas überstrapaziert, vor allem im Rahmen dieser doch einheitlicheren – vom Jazz reinerer Güte abweichenden – Fusion aus Rock und Jazz.
Bei Nummern wie „Foot-foolers“, „Slowwalker“ usw. begannen bei mir selbständig die Beine zu wippen. Bei den stärker latinorientierten Nummern wurden von der Gruppe gekonnt auch Elemente des Salsa – jener von den Puertoricanern in den USA zu neuen Höhen getragenen Musik karibischen Ursprungs – integriert in Anlehnung an die Wegbereiter des Latin Big Band Stils wie z. B. Ray Barretto und Tito Puento mit ihren Formationen.
Dadurch wurde deutlich, daß Leuten wie Thomas Böröcz, aus dessen Feder die meisten Nummern stammten, zu danken ist, daß durch diese Art von Musik das Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen den Kulturen wächst, daß gleichermaßen im Rock und Jazz jeder „Exotismus“ sich aufhebt und wir als Zuhörer alle offener werden.
ROLAND HOLZWARTH – SALZKAMMERGUT ZEITUNG - 5. MAI 1983