18.10.1984
Kurhaus - Theatersaal, Bad Ischl
Anibal Corral: git, vocal (BRA)
Stephan Brodsky: marimbaphone, percussion (A)
John Perez: percussion, vocal (CRI)
Antonio Zuniga: percussion, vocal (ECU)
Arroganter Salsa
Ein Konzert mit der Salsa-Big-Band in Bad Ischl
Man kam sich vor wie in der Schule: Dort werden – wenn viele fehlen – auch immer die gerügt, die anwesend sind, als wären sie für das Nichterscheinen der anderen verantwortlich. Den selben Eindruck hatte ich am Donnerstag vergangener Woche, als im Kurhaus Bad Ischl die Salsa-Big-Band Saoco auftrat.
Die ca. 80 Zuhörer, die sich ursprünglich eine karibische Nacht um die Ohren schlagen wollten, wurden von der Gruppe ziemlich über´s Ohr gehaut, was im Klartext bedeutet: Die 10 Mann inclusive ihrem Leader Anibal Corral, bequemten sich erst mit einer ¾ stündigen Verspätung auf die Bühne, machten nach einer halben Stunde Spielzeit eine ebensolange Pause und waren um ¾ elf mit ihrem Programm samt 2 Draufgaben fertig. (Bezeichnend für die Einstellung der Musiker eine Frage während des Konzertes an das Publikum: „Wo kann hier in Badgastein (!) noch ordentlich fortgehehen?“)
Die Gruppe bemühte sich auch nicht sonderlich, das allein schon wegen der Raumtemperatur unterkühlte Publikum aufzuheizen, sondern forderte lediglich zum Tanzen auf, was dieses dann auch nach der Pause ausgiebig tat. Anscheinend wurde die Salsa-Band von der trotzdem guten Stimmung des Publikums angesteckt, denn auf einmal spielten sie so, wie man es von südländischen Musikern gewohnt ist: feurig, humorvoll und stark rhythmisch, speziell die drei Percussionisten Stefan Brodsky, John Perez und Antonio Zuniga schenkten sich nichts und kamen bei den Tänzern am besten an.
Bekanntlich sollte man dann aufhören, wenn es am Schönsten ist. Das dachten sich auch die „Saoco´s“ und wollten, als alle so richtig in Schwung waren, die Bühne schon wieder verlassen, aber erst nach zwei Zugaben war das Publikum einigermaßen zufrieden.
P. S.: Bei Festivals werden Salsa-Gruppen immer als letzte Gruppe des Tages angesetzt, weil man aus Erfahrung weiß, daß die Musiker erst dann von der Bühne gehen, wenn sowohl sie selbst, als auch das Publikum dem Zusammenbruch nahe sind. Das sollte sich Anibal Corral hinter die schon zitierten Ohren schreiben.
A. SAVEL – SALZKAMMERGUT ZEITUNG – 25. OKTOBER 1984