20.11.1987
Kurhaus - Theatersaal, Bad Ischl
Malachi Thompson: tp (USA)
Carter Jefferson: sax (USA)
Ari Brown: sax (USA)
James King: bass (USA)
Nasar Abadey: drums (USA)
Tradition mit schrägem Ton
Malachi Thompson begeisterte in Bad Ischl mit seiner Free Bop Band
Niemand wußte so recht vor dem Auftritt der Free Bop Band von Malachi Thompson am vorigen Freitag im Kurhaus, was ihn erwarten würde, denn die Gruppe um den Trompeter Thompson ist noch recht unbekannt. Neugierig und offen für Neues waren die etwa 150 Gäste, die ihr Kommen auf keinen Fall bereuen brauchten.
Malachi (sprich: Malaki) zeigte von Anfang an, worauf es in seiner Musik ankommt. Traditionelles – überwiegend Bebop – wird als Basis für abwechslungsreiche Kompositionen genommen, denen es nicht an Spontaneität fehlt. Sogar die Musiker wurden öfters von plötzlichen Rhythmus- oder Themenwechseln, die Thompson mitunter vorgab, überrascht. Aber gerade das machte das Konzert zu einem außergewöhnlichen Genuß, denn ständig mußten Carter Jefferson (Saxophon), James King (Baß) und Nasar Abadey (Schlagzeug) Improvisationstalent – welches alle in ausreichendem Maß besitzen - unter Beweis stellen.
Solistisch und im Duett mit Malachi Thompson überraschte Carter Jefferson auf dem Saxophon. Er beherrscht sein Instrument nicht nur in allen Höhen und Tiefen, er versteht auch mit Thompson „battles“ auszutragen, die er aufgrund seines Ideenreichtums und seiner Spontaneität öfters für sich entscheiden konnte.
Dank eines ausgezeichneten Technikers konnte Thompson seine Liebe zur Spielerei mit Verfremdung und Effekten zum Ausdruck bringen. Mit Hall-Effekten und Stimme löste er ein wahres Feuerwerk an fremdartigen Klängen aus.
Als nach zweieinhalbstündigem Konzert die Zuhörer noch immer nicht genug hatten, machte Thompson mit ihnen noch eine Jam-Session in Form eines „Call and respond“-Spieles im Scat-Gesang. Seine Aufforderung zum Weitermachen kann gleich an die Bad Ischler Jazzfreunde weitergegeben werden, die am Freitag das 50. Konzert veranstalteten und sich mit dem Gedanken tragen, ihre Tätigkeit einzustellen oder zumindest einzuschränken, weil die Einnahmen aus den Konzerten nie ausreichen, um die Kosten zu decken. Aber Jazz wird eben nie Musik für die Masse sein – dafür ist er viel zu gut.
Alexander Savel, SALZKAMMERGUT ZEITUNG - 26. NOVEMBER 1987