04.11.1992
Kaurhaus - Bar, Bad Ischl


Hermeto Pascoal: Keyb., Accordion, Saxophone, Flute, Guitar (BR)
Jovino Santos: Piano (BR)

Heraldo Do Monte: Guitar (BR)
Cacá Carlos Malta : Flute (BR)
Itiberê Zwarg: Bass (BR)
Márcio Bahia: Drums (BR)
Pernambuco: Percussion (BR)


Den sie Hexer nennen
Hermeto Pascoal bestätigt bei den Jazzfreunde seinen Ruf
"Ich liebe meine verschiedenen Instrumente wich ich Äpfel, Trauben und Orangen liebe", stellt Hermeto Pascoal fest. Der brasilianische Musiker, den sie in seiner Heimat den "Hexer" nennen, gastierte mit seiner sechsköpfigen "Grupo" vorigen Mittwoch bei den Jazzfreunden in der Kurhausbar und konnte mit einem fulminanten Auftritt begeistern, wobei vor allem ausgedehnte Soli fetzige Rhythmen beim Publikum ankamen. Seinen Ruf als Hexer wußte Hermeto Pascoal recht eindrucksvoll zu bestätigen.
In seinem Ensemble vereint Pascoal sechs hervorragende Musiker, die allesamt wie er aus Brasilien stammen, auf eine recht solide Ausbildung verweisen können und sich ihre Sporen schon bei anderen, zumindest in ihrer Heimat bekannten Orchestern verdienen konnten.
Als Weltmusik wird im allgemeinen die Musik bezeichnet, die sie und Pascoal machen. Und in den verschiedenartigen Traditionen ihres Herkunftslandes finden sie ein reichhaltiges Angebot, aus dem sie schöpfen können, um sie zu einem neuen, universellen Stil zu verarbeiten. Hermeto hielt sich bei seinem Auftritt im Kurhaus optisch hinter seinem Piano im Hintergrund. Auch wenn kaum zu sehen ist, wie groß er dabei "aufwerkt", bestimmt er, wohin es musikalisch geht. So entsteht ein dichter Klangteppich, über den mitreißende Rhythmen gelegt werden.
Und um diese Rhythmen erzeugen zu können, bedient sich die Gruppe Pascoals teilweise ungewöhnlicher Mittel. Neben traditionellen Percussioninstrumenten taucht da beispielweise eine alte Nähmschine auf. Da genügen aber auch unterschiedlich lange Metallröhren, die im Takt auf den Steinboden in der Kurhausbar geklpft werden und so ein für unsere Ohren ungewohntes Klangbild entstehen lassen.
Bei diese Hörerlebnis, für das das siebenköpfige Ensemble gesorgt hatte, kamen eingefleischte Jazzfans genauso auf ihre rechnung wie jene, die allein schon mit dem begriff Jazz wenig anzufangen wissen. Gab's für die einen freiere Passagen zu hören, dürften sich die anderen vor allem über das Feuewerk der Percussion gefreut haben.
Schade nur, daß nicht mehr Zuhörer den Weg in die Kurhausbar gefunden haben wollen. Das verwundert umso mehr, als bei einer Umfrage der Jazzfreunde an erster Stelle der Wunschliste Konzerte mit lateinamerikanischer Musik standen.
Hannes Heide - BISZ, 12.11.1992