11.12.1993
Kaurhaus - Theatersaal, Bad Ischl


Trilok Gurtu: Percussion, voc (IND)
Daniel Goyone: Keyb (F)
Chris Minh Doky: Bass (DK)

Trilok Gurtu und der Rhythmus der Weltmusik
Trilok Gurtu brillierte als Percussionist und Schlagzeuger, im Trio wurde dennoch stellenweise Leerlauf produziert.
Einigen ist der indische Rhythmus-Multiinstrumentalist noch von seinem Auftritt als Partner von Philip Catherine 1982 in Erinnerung: andere kennen ihn als  langjährigen Begleiter von Gitarrengenie John McLaughlin. Am Samstag gastierte er zum ersten Mal mit seinem eigenen Trio auf Einladung der Jazzfreunde in Bad Ischl: Daniel Goyone an Klavier und Sysnthesizer sowie Chris Minh Doky am Kontra- und E-Baß.
Vor schütter besetztem Kurhaussaal entspann sich eine ganz eigene Variante von Weltmusik, die schon aus der multi-ethnischen Besetzung resultiert: Keyboarder Goyone stammt aus Frankreich, Bassis Minh Doky ist halb Vietnamese, halb Däne.
Doch trotz hervorragender Eizelleistungen blieben die Kontinente musikalisch nebeneinander stehen: Das Trio scheiterte am Aufbau einer gemeinsamen musikalischen Vision.
Die Stücke - von Maestro Gurtu in Deutsch vorgestellt und eläutert - hatten häufig Wurzeln in säkulärer oder religiöser indischer Musik. Zumeist besorgte Gurtu leise Intros und schuf schwingende Klänge auf kleinen Becken. Der Baß vermittlete mit einfachen Moriven zwischen den Soloausritten von Percussion und Klavier, konnte aber nur selten eine echte Verbindung zustande bringen. Nicht nur mangelndes Zusammenspiel, das vor allem beim Aufbau von dichten Passagen und Höhenpunkten fehlte, führte zu Leerläufen; auch das Spiel mit der komplexen indischen Musik mit klassischer Klaviertechnik erwies sich als nicht schlüssig genug.
Vor allem Trilok Gurtu selbst beeindruckte als bestechender Musiker, der auf seinem Podest knieend (!) Jazzschlagzeug, Percussion und indische Tablas spielte und auch seine Stimme sparsam und wirkungsvoll als Instrument einsetzte. In der ersten Hälfte gab es kaum mehr als Höflichkeitsapplaus. In der Pause verabschiedeten sich etliche der ihne hin nur 50 Besucher(innen).
Die Verbleibenden aber tauten wenigstens in der zweite Hälfte auf und fanden hörbar das mentale Trittbrett des musikalischen Orientexpresses.
Denoch blieben nach dem (späten) Konzertende Fragen offen. Nicht nur die Musik betreffend, sondern auch die "Jazzfreunde" als Veranstalter, die sich trotz aufwendigen Plakatierens vor einem finanziellen Desaster fanden.
Diesmal scheiterte es möglicherweise an allgemeiner Erschöpfung der Musik- und Kulturinteressierten (Vitasek und Amnesty-Benefiz).
Florian Sedmak - Salzlammergut Zeitung, 15.12.1993

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